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Bindung – ein Grundbedürfnis

Nach der Geburt ist der erste ungestörte Kontakt von Eltern und ihrem Neugeborenen besonders wichtig: Er ist der Anfang einer dauerhaften und einzigartigen Beziehung.

© BZgA/HN/Eichhöfer

Kinder kommen als sogenannte „Traglinge“ auf die Welt. Das heißt: Ohne die körperliche Nähe und Fürsorge anderer Menschen sind Neugeborene außerhalb des Mutterleibes nicht überlebensfähig. Vor der Geburt ist das Kind über die Nabelschnur sicher und umfassend mit der Mutter verbunden. Nach der Geburt braucht es für seine gesunde Entwicklung eine neue Form der engen Bindung über Nähe, Wärme und Hautkontakt.

Nur über eine verlässliche Bindung kann es nach der Geburt Vertrauen in die unbekannte Welt fassen und sich in Sicherheit fühlen. Nähe rund um die Uhr und Stillen nach Bedarf oder eine andere sichere Nahrungsquelle bedeuten Schutz, verringern die schnell aufkommende Angst, trösten und entspannen.

Kindliche Signale

Schon bald nach der Geburt kann das Baby dank seiner angeborenen Reflexe Kontakt aufnehmen: Es sucht die Brust und nimmt dabei die Wärme, das Gesicht der Mutter und ihren Geruch wahr. Es reagiert positiv auf einen Singsang leiser hoher Töne und erschrickt vor tiefen lauten. Mit großen Augen schaut es in eine Welt, die ihm noch fremd ist. Dabei reagiert es mit feinen Antennen auf die Gefühle und Äußerungen seiner Umwelt und zeigt eine erstaunliche Fähigkeit, eigene Signale zu senden und fremde wahrzunehmen.

An diesem beständigen Kennenlernen seiner Umwelt sind alle seine Sinne beteiligt. Durch sein Suchen und Saugen werden bei der Mutter Hormone freigesetzt, die nicht nur die Milchbildung in Gang setzen, sondern auch ihre Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse des Neugeborenen schärfen.

Verlässliche Antwort

Den meisten Müttern und Vätern gelingt es instinktiv sehr gut, auf das kindliche Repertoire an Signalen, von Tönen des Wohlbehagens oder der Angst bis zum durchdringenden Weinen richtig zu reagieren. Sie schmusen, wiegen, tragen und füttern das Neugeborene je nach Bedarf und schaffen so den notwendigen Ausgleich zur verlorengegangenen seelischen und leiblichen Rundumversorgung im Mutterleib.

Das hat nichts mit Verwöhnen zu tun. Im Mutterleib gab es für das Kind keinen Aufschub seiner Grundbedürfnisse. Wird dieser Zustand nach der Geburt schroff beendet, gerät das Neugeborene schnell in Existenznot, in einen akuten Angst- und Spannungszustand, den es selbst nicht auflösen kann. Es kann dann nur durch Schreien auf seine unglückliche Lage aufmerksam machen. Erlebt es dagegen, dass seine Bedürfnisse verlässlich gestillt werden, erwirbt es Vertrauen in die Menschen, die es versorgen, aber auch Vertrauen in die Welt.

Vater-Kind-Bindung

In der Regel haben Mutter und Kind von Anfang an eine enge, durch die Schwangerschaft und das Stillen noch verstärkte Bindung. Für Väter kann es schwieriger sein, gleich von Anfang an eine intensive Bindung aufzubauen. Manche Väter fühlen sich unsicher im Umgang mit dem Kind oder kommen sich von Zeit zu Zeit überflüssig vor. Doch auch für Väter gibt es viele Gelegenheiten, dem Baby nahe zu sein und die eigene Bindung zu ihrem Kind zu festigen.

Väter können mit dem Kind schmusen, es beruhigen, unterhalten, baden und tragen. Sie können ihr Baby wickeln und es  zum Beispiel auch mit abgepumpter Muttermilch füttern. Für die Vater-Kind-Beziehung sind solche Momente der Nähe und Zweisamkeit sehr wichtig. Nebenbei verschafft ein Vater, der sich intensiv um sein Kind kümmert, der Mutter auch kleine Ruhepausen.

Eltern-Kind-Beziehung: ein Prozess

Damit sich die Beziehung zum Kind ungestört entwickeln kann, brauchen Eltern Zeit, Energie und innere Ruhe. Praktische Unterstützung im Alltag – zum Beispiel durch eine Haushaltshilfe, durch Familienangehörige und Freunde – ist wichtig, um die neuen Herausforderungen im Leben mit dem Kind zu bewältigen.

Nicht immer gelingt die Bindung zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind auf Anhieb, nicht immer ist das neue Leben mit dem Säugling einfach. Übermüdung, Überforderung, manchmal auch Ratlosigkeit, aber auch gesundheitliche Probleme oder eine Wochenbettdepression können an den Kräften zehren. Dann kann es eine große Hilfe sein, Ängste und Sorgen mit vertrauten Menschen oder im Austausch mit anderen Eltern zu besprechen. Auch die (Familien-)Hebamme, die Ärztin oder der Arzt können wichtige Hilfen leisten. In Eltern-Kind-Kursen, Elternschulen oder Kursen wie Babymassage erhalten Eltern Tipps und Anregungen für den Umgang mit ihrem Kind, die das Leben erleichtern können.

Stand: 11.09.2017
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