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Väter und Co-Mütter: Bei der Geburt dabei sein

Eine Geburt zu begleiten, heißt, den Dingen ihren Lauf zu lassen, der Partnerin zu vertrauen und ihr nahe zu sein, wenn sie Unterstützung braucht. Weil die Geburt eines Kindes ein gewaltiger Akt ist, sollten werdende Väter und Co-Mütter (und andere Begleitpersonen) im Kreißsaal auch gut für sich selbst sorgen.

© BZgA/HN/Eichhöfer

Für die gebärende Frau da zu sein bedeutet vor allem, sich auf ihre Bedürfnisse einzulassen und ihr das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Ihr soll die Anstrengung der Geburt etwas erleichtert werden, sie soll sich wohl und sicher fühlen – besonders wenn nicht alles nach Plan läuft.

Je nach Situation können tröstende oder ermutigende Worte, eine Massage oder einfach nur ein verständnisvoller Blick guttun. Manchmal ist es auch besser, sich zurückzunehmen. Es kann passieren, dass der Partnerin mit einem Mal gar nichts mehr recht ist oder sie gegen Ende der Geburt aus Erschöpfung der Mut verlässt, es zu schaffen. In solchen Momenten fühlt man sich als Begleitperson schnell hilflos. Umso wichtiger ist dann eine gute Verständigung mit der Hebamme.

Die Geburt eines Kindes ist ein natürlicher Vorgang

Weder die Schwangere noch der werdende Vater oder eine andere Begleitperson wissen vorher, wie die werdende Mutter und auch sie selbst sich bei der Geburt des Kindes fühlen werden – auch wenn sie einen Vorbereitungskurs besucht haben. Absprachen können schnell hinfällig werden, Wünsche und Pläne doch nicht umsetzbar sein. Das ist normal, und es gilt, zuversichtlich zu bleiben und auf die natürliche Kraft aller Gebärenden zu vertrauen.

Es kann Sicherheit und gegenseitiges Vertrauen schaffen, wenn Sie sich vor der Geburt über folgende Punkte Gedanken machen und sich darüber auch mit der werdenden Mutter verständigen:

  • Die Geburt eines Kindes ist ein natürlicher Vorgang, der fast immer einen guten Ausgang nimmt. Die Natur hat den Körper Ihrer Partnerin auf die Geburt des Kindes vorbereitet.
  • Sprechen Sie darüber, ob Sie sich die Begleitung der Geburt vielleicht mit einer anderen Vertrauten Ihrer Partnerin teilen sollen. Das muss nicht, kann aber von Vorteil für alle sein.
  • Wenn Sie im Geburtsraum unsicher werden, fragen Sie Ihre Partnerin – oder die Hebamme, wie Sie Ihrer Partnerin am besten helfen können. Achten Sie dabei auch auf sich selbst. Sprechen Sie mit der Hebamme, der Ärztin oder dem Arzt, wenn Sie etwas nicht verstehen, sich Sorgen machen oder Ihnen unwohl ist.
  • Jede Geburt dauert unterschiedlich lange. Beim ersten Kind vergehen vom Beginn der Geburt bis zum ersten Schrei des Babys oft mehr als 12 Stunden.
  • Möchten Sie bestimmte Dinge nicht sehen, weil das Ihre Scham oder die Ihrer Partnerin verletzen könnte, sprechen Sie vorher mit der Hebamme darüber. In der letzten Geburtsphase ist der beste Platz des werdenden Vaters oder der werdenden Co-Mutter ohnehin hinter der Gebärenden.
  • Bei jeder Geburt können Dinge passieren, die niemand vorhersehen kann. Dann müssen die Hebamme und die Ärztinnen und Ärzte oft schnell handeln. Die Sicherheit Ihrer Partnerin und des Kindes steht immer im Vordergrund. Trauen Sie sich trotzdem zu fragen, was gerade geschieht, sobald die Gelegenheit dazu da ist.
  • Manchmal wird ein Eingriff nötig, etwa der Einsatz einer sogenannten Geburtszange oder Saugglocke, und gar nicht selten wird zur Sicherheit entschieden, einen Kaiserschnitt durchzuführen. Fragen Sie die Hebamme, die Ärztinnen und Ärzte, was Sie in dieser Situation für Ihre Partnerin tun können.
  • Die Anspannung kann dazu führen, dass man sich am liebsten streiten möchte. Streit bei einer Geburt ist jedoch niemals gut. Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen alles zu viel wird, ist es vielleicht besser, den Geburtsraum in Absprache mit Ihrer Partnerin kurz zu verlassen. Vielleicht hilft ein klärendes Gespräch mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer Hebamme, sich wieder zu beruhigen.
  • Denken Sie daran, genügend zum Trinken und zum Essen (für sich) mitzubringen. Weil es im Geburtsraum sehr warm ist, nehmen Sie am besten auch leichte Kleidung mit.

Spannungen und Stress im Geburtsraum

Es kommt durchaus vor, dass während der Geburt Spannungen zwischen der Partnerin und der Hebamme entstehen. Oder es gibt plötzlich Klärungsbedarf etwa zu einer Schmerzbehandlung oder wie die Geburt am besten vorankommen könnte. Dann ist es gut, wenn der werdende Vater oder die werdende Co-Mutter ruhig vermitteln kann. Auf keinen Fall sollten sie zusätzlichen Stress im Geburtsraum erzeugen.

Für die Hebamme, die Ärztin oder den Arzt ist eine Geburt Arbeitsalltag, für die Schwangere und den werdenden Vater oder die werdende Co-Mutter ist sie dagegen eine Ausnahmesituation. Da kann es schnell zu unterschiedlichen Einschätzungen einer Situation kommen. Aber weder aus Angst oder Sorge noch im Auftrag der Partnerin sollten werdende Väter und Co-Mütter es zu ihrem „Job“ machen, das Geschehen im Kreißsaal kontrollieren zu wollen.

Handeln bei schwierigen Geburten

Sollten Hilfsmittel wie eine Saugglocke oder eine Geburtszange zur Anwendung kommen oder ein Kaiserschnitt notwendig sein, müssen manchmal einige bange Minuten durchgestanden werden.

In vielen Kliniken kann der werdende Vater oder die Co-Mutter auch bei einem Kaiserschnitt bei der Partnerin bleiben – falls keine Vollnarkose erforderlich ist. Sein bzw. ihr Platz ist dann hinter einem Sichtschutz am Kopf der Gebärenden. Sie wird während des etwa einstündigen Eingriffs meist mit einer Periduralanästhesie (PDA) von der Hüfte an abwärts betäubt, hat deshalb keine Schmerzen, ist aber bei Bewusstsein. Auch bei einem Kaiserschnitt bleibt ihr deshalb die Möglichkeit, das Kind von der ersten Minute an zu erleben.

Es ist vollbracht!

In den ersten Stunden nach der Geburt des Kindes wird die junge Familie möglichst wenig gestört, um sich erholen und kennenlernen zu können. Hin und wieder schaut die Hebamme nach Kind und Mutter und überwacht die Blutung aus der Gebärmutter. Ist nach zwei Stunden alles in Ordnung, können alle drei den Geburtsraum verlassen und zur Wochenstation wechseln. Bei einer ambulanten Geburt wird die Zeit bis zur Entlassung aus der Klinik sicherheitshalber meist auf vier Stunden ausgedehnt.

Bei der Erinnerung an das Geburtserlebnis empfinden viele Väter und Co-Mütter großen Stolz auf ihre Partnerin, hat sie doch mit einer ungeheuren Kraft das gemeinsame Kind zur Welt gebracht. Die meisten Mütter sagen, wie wichtig ihnen die Anwesenheit des Partners oder der Partnerin war – oft zu deren Erstaunen, die manchmal das Gefühl haben, nur wenig zum Gelingen der Geburt beigetragen zu haben.

Danach gefragt, möchten die weitaus meisten Väter und Co-Mütter auf das Erlebnis der Geburt des Kindes nicht verzichten – trotz der Sorgen und Ängste, die das Geburtsgeschehen auch für sie oft mit sich gebracht hat.

Die gemeinsam erlebte Geburt ist oft keineswegs das romantischste, aber doch ein außerordentlich bewegendes und die Paarbeziehung stärkendes Ereignis.

Stand: 22.01.2024

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