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Wie verläuft eine Geburt?
Die bevorstehende Geburt ist ein großes Ereignis, das bei den werdenden Eltern Vorfreude, aber auch Verunsicherung auslösen kann. Viele Schwangere beruhigt es, wenn sie sich schon im Vorfeld mit dem Geburtsablauf vertraut machen.
Vorzeichen der Geburt
Eine Geburt kündigt sich oft schon Tage vorher an. Viele Frauen erleben jetzt eine Phase, in der sie sich energiegeladen und aktiv fühlen und sich innerlich auf die Ankunft des Babys vorbereiten. Inzwischen hat sich auch der Körper der Frau auf die anstehende Geburt eingestellt. Während der Schwangerschaft ist er darauf ausgerichtet, die Schwangerschaft zu erhalten und das Baby zu schützen, das heißt: Die Gebärmutter ist entspannt, gedehnt und geschlossen. Zur Geburt hin verändert sich die Muskulatur der Gebärmutter so, dass sie sich gut zusammenziehen kann (was dann den Wehen entspricht). Zugleich wird der Gebärmutterhals weicher, damit er sich für die Geburt leichter öffnen kann.
Den eigentlichen Startschuss für die Geburt gibt dann das Kind: Es sendet Signale, dass es reif und bereit ist, geboren zu werden. Wann das geschieht, ist schwer vorherzusagen. Der errechnete und mit Ultraschall bestätigte Geburtstermin ist nur ein Richtwert. Eine Schwangerschaft dauert im Allgemeinen zwischen 37 und 42 Schwangerschaftswochen, weshalb der errechnete Geburtstermin irgendwo in diesem „Geburtszeitraum“ liegt.
Die folgenden körperlichen Zeichen können die baldige Geburt ankündigen:
- unregelmäßige leichte Wehen (Vorwehen)
- zunehmende Rückenschmerzen, weil sich die Bänder im unteren Rücken lockern, um für die Geburt dehnbar zu sein
- Abgang eines blutigen „Schleimpfropfs“ aus der Vagina, der bisher den Muttermund verschlossen hat
- häufiger Stuhldrang, evtl. leichter Durchfall
Vorwehen machen den Muttermund langsam geburtsreif. Sie sind unregelmäßig, ziemlich kurz und relativ leicht, sodass Sie sich während der Wehe noch unterhalten können. Vorwehen können einige Stunden anhalten und dann wieder nachlassen. Geburtswehen führen dagegen zur Eröffnung des Muttermunds und kommen regelmäßig etwa alle fünf bis fünfzehn Minuten. Sie dauern etwa eine Minute und sind so kräftig, dass Sie sich aufs Atmen konzentrieren müssen.
Als Faustregel gilt: Wenn Sie das erste Kind erwarten und die Wehen etwa eine Stunde lang regelmäßig alle fünf Minuten kommen, ungefähr eine Minute dauern und der Schmerz so stark ist, dass Sie sich während einer Wehe nicht mehr ablenken können. Ab dem zweiten Kind ist es an der Zeit, wenn die Wehen alle zehn Minuten regelmäßig kommen. Ist der Geburtsort weit entfernt, sollten Sie ausreichend Zeit einplanen. Wenn Sie in ein Geburtshaus gehen oder eine Hausgeburt planen, sollten Sie dann Ihre Hebamme telefonisch informieren. Ein Anruf in der Klinik ist in der Regel nicht nötig.
Ein Dammschnitt (Episiotomie) kann aus zwei verschiedenen Gründen nötig sein: Wenn die Herztöne des Kindes auf starken Geburtsstress hinweisen und es deshalb schneller geboren werden soll, oder wenn ein größerer Dammriss droht. Ein Dammschnitt beschleunigt einerseits die Geburt, andererseits kann so einem unkontrollierten, größeren Dammriss vorgebeugt werden. Ein Dammschnitt wird auf dem Höhepunkt einer Wehe ausgeführt, wenn der Damm sehr gespannt ist. Vor dem Schnitt wird der Damm ausreichend betäubt.
Ausfluss, Urintröpfchen oder doch schon Fruchtwasser – kurz vor der Geburt ist das oft gar nicht so leicht zu unterscheiden. Als Faustregel gilt, dass Fruchtwasser von klarer, flüssiger Konsistenz ist und neutral bis leicht süßlich riecht. Anders als Urin lässt sich der Abgang von Fruchtwasser nicht durch ein Anspannen der Beckenbodenmuskeln verhindern (ähnlich wie bei der Regelblutung). Ob es sich bei der Flüssigkeit tatsächlich um Fruchtwasser handelt, lässt sich zum Beispiel über den pH-Wert ermitteln. Dabei wird der pH-Wert der Flüssigkeit über einen Teststreifen gemessen. Ein pH-Wert über sieben spricht für Fruchtwasser. Eine andere Methode ist die Bestimmung eines Proteins, das charakteristisch für Fruchtwasser ist. Frauenärztinnen, Frauenärzte und Hebammen können dabei auch kleinste Tröpfchen mit Hilfe eines einfaches Testkitts untersuchen.
Wenn Fruchtwasser abgeht, ist das kein Grund für Panik. Nach einem Blasensprung sollte die Schwangere sich zwar zügig, aber ruhig auf den Weg in die Geburtsklinik machen. In aller Regel ist es dabei nicht nötig, dass die Frau im Liegen transportiert wird. Ist eine Hausgeburt geplant, sollte die Schwangere direkt ihre Hebamme informieren. Die Hebamme bespricht dann mit der Frau, wie die nächsten Schritte aussehen.
Eröffnungsphase: Die Geburt beginnt
Wann die Geburt genau beginnt, lässt sich oft gar nicht sagen. Oft gehen die Vorwehen fließend in die ersten Geburtswehen über. Diese erste Phase der Geburt heißt „Eröffnungsphase“, weil sich in dieser Zeit der Muttermund nach und nach auf bis zu zehn Zentimeter öffnet. So hat das Baby genug Platz, um tiefer ins Becken zu rutschen.
Während sich der Muttermund noch öffnet, begibt sich das Baby bereits in seine Startposition: Der Rücken des Kindes liegt jetzt seitlich rechts oder links zur Gebärmutterwand, Köpfchen bzw. der Steiß liegen schon im Beckeneingang. Die Frau erkennt die Eröffnungsphase meist daran, dass die Wehen nun in regelmäßigen Abständen kommen und schmerzhaft sind. Der Abstand zwischen den Wehen wird allmählich immer kürzer. Mehr Informationen zu Wehen finden Sie im Text „Wie fühlen sich Wehen an“.
Ist die Fruchtblase nicht schon gesprungen, passiert das meist während der Eröffnungsphase. Oft fließt dabei nur wenig Fruchtwasser ab – etwa eine halbe Tasse, denn das Köpfchen dichtet den Muttermund weitgehend ab. Das Fruchtwasser ist meist farblos und riecht süßlich.
Insgesamt dauert die Eröffnungsphase bei Erstgebärenden zwischen 8 und 14 Stunden. Damit ist sie die längste Phase der Geburt. Bei Frauen, die schon eine Geburt erlebt haben, endet die Eröffnungsphase oft schon nach sechs Stunden. Sie ist dann vorbei, wenn der Muttermund vollständig geöffnet ist.
Austrittsphase: Das Baby kommt zur Welt
Ist der Muttermund vollständig geöffnet, beginnt die sogenannte Austrittsphase. Sie dauert bei der ersten Geburt bis zu zwei Stunden, bei weiteren Geburten verkürzt sie sich manchmal auf wenige Minuten oder einige kräftige Wehen. Die Austreibungsphase ist von starken Wehen und oft wieder etwas längeren Pausen gekennzeichnet. Der Kopf des Kindes wird mit jeder Wehe weiter durch das Becken geschoben und dreht sich dabei entsprechend dem weiteren Geburtsweg. Setzt bei der Mutter unwillkürlich das Bedürfnis zum „Mitschieben“ ein, beginnt der aktive Teil der Austrittsphase mit den Presswehen. Wie während der gesamten Geburt gilt auch jetzt:
Die Schwangere kann jederzeit ihre Geburtsposition wechseln, um herauszufinden, wie sie sich am wohlsten fühlt.
Die meisten Frauen sind froh, dass sie nun aktiv dem Druck nachgeben und mit ihrer Kraft das Kind weiter nach unten schieben können. Manchmal rutscht das Kind in der Wehenpause wieder etwas zurück. Wichtig ist, die Kraft der Presswehen mit der Bauchmuskulatur, der Atmung und, wenn es hilft, auch mit lauten, tiefen Tönen zu unterstützen. Durch den Druck auf den Darm kann es vorkommen, dass sich sein Inhalt entleert. Das ist normal und lässt sich nicht aufhalten.
Der Schmerz wird in dieser Phase der Geburt möglicherweise am tiefsten empfunden, aber es werden auch die meisten Botenstoffe ausgeschüttet, die den Schmerz dämpfen und einen rauschähnlichen Zustand hervorrufen können.
Nach einigen Presswehen bleibt das Köpfchen auch in der Wehenpause von außen sichtbar.
Steht der Austritt des Kindes kurz bevor, wird die Hebamme vielleicht die Hände auf Köpfchen und Damm auflegen und so das Tempo des Austritts kontrollieren. Durch diese „Hands-on“-Methode soll der Damm geschützt werden.
Ist der Pressdrang schwach oder soll die Geburt beschleunigt werden, leiten manche Hebammen die Gebärende dazu an, länger und stärker zu drücken. Man weiß heute allerdings, dass dieses „angeleitete Pressen“ keinen merklichen Effekt auf die Geburt hat. Um die Dehnung des Dammes zu unterstützen und größeren Rissverletzungen vorzubeugen, können – wenn es für die Gebärende angenehm ist – warme Kompressen auf den Damm gelegt werden.
Mit den nächsten Presswehen wird zuerst das Hinterköpfchen, dann die Stirn und dann der ganze Kopf geboren. Mit der nächsten Wehe folgen schließlich die Schultern und der Körper des Babys.
Ist das Baby geboren, legt die Hebamme es der Mutter auf den nackten Bauch – das Baby robbt dann von alleine Richtung Brust. Das Baby wird getrocknet und mit warmen Tüchern bedeckt. Die Hebamme und – falls anwesend – Ärztin oder Arzt beurteilen nun den Zustand des Kindes nach dem sogenannten Apgar-Schema. Meist sind keine besonderen Maßnahmen nötig: Nur fünf von einhundert Kindern haben eine Minute nach der Geburt einen Apgar-Wert von sieben oder weniger, müssen also ärztlich besonders gut überwacht werden.
Abgenabelt wird das Baby meist innerhalb der ersten fünf Minuten nach der Geburt. Die Mutter kann sich aber auch ein späteres Abnabeln wünschen, ohne dass dies negative Auswirkungen auf Mutter oder Kind hat.
Für das erste Kennenlernen bleiben die Eltern nun erst einmal ungestört. Die Hebamme bleibt aber in direkter Nähe und behält die Mutter und das Neugeborene im Auge.
Nachgeburtsphase: Die Geburt der Plazenta
Nach der Geburt des Kindes zieht sich die Gebärmutter nochmal zusammen. Durch diese – im Vergleich zu den Geburtswehen deutlich schwächeren – Nachwehen löst sich meist die Plazenta von der Gebärmutterwand und wird dann zusammen mit den Eihäuten aus der Gebärmutter gedrückt. Meist geschieht dies mit einem größeren Schwall Blut (etwa 300 ml). Die so geborene Plazenta mit den Eihäuten heißt Nachgeburt. Es kann bis zu zwei Stunden dauern, bis die Nachgeburt vollständig da ist. In der Regel ist es nicht nötig, dass Geburtshelferinnen und Geburtshelfer in der Nachgeburtsphase eingreifen. Ein solch abwartendes Verhalten ohne Beeinflussung der Dauer nennt man „passives Management“.
Manchmal entscheiden sich die Geburtshelferinnen und Geburtshelfer aber für ein schnelleres Vorgehen, zum Beispiel weil sie einen Blutverlust verhindern möchten. Dieses Vorgehen heißt dann „aktives Management“. Die Mutter erhält das Hormon Oxytozin, wodurch das Zusammenziehen der Gebärmutter gefördert wird. Hat sich dann die Plazenta vollständig von der Gebärmutterwand gelöst, zieht die Hebamme sie vorsichtig heraus. So ist die Nachgeburtsphase meist nach dreißig Minuten abgeschlossen. Dieses Vorgehen soll dabei helfen, die Blutung möglichst gering zu halten. Ob das wirklich so funktioniert, ist wissenschaftlich allerdings nicht bewiesen. Zudem können beim aktiven Management Übelkeit, Erbrechen und Blutdruckerhöhung auftreten. Manchmal ist der Eingriff auch schmerzhaft. Am besten fragen Sie bei der Anmeldung zur Geburt, wie dies in der Klinik gehandhabt wird.
Ist die Nachgeburt da, wird sie genau begutachtet. So lässt sich feststellen, ob sie vollständig ist. Verbleiben Reste in der Gebärmutter, müssen sie durch einen Eingriff entfernt werden, denn die Reste können Blutungen verursachen.
Versorgung des Kindes
Eine Geburt ist nicht nur für die Schwangere anstrengend, sondern auch für das Kind. Deswegen begleiten die Hebamme und die Ärztin oder der Arzt nicht nur die Mutter. Sie überprüfen auch immer wieder, ob es dem Kind gut geht. Während der Geburt werden die kindlichen Herztöne regelmäßig kontrolliert. So lässt sich erkennen, ob das Kind gut mit den Wehen zurechtkommt. Die Herztöne können mit einem Hörrohr oder mit dem Ultraschall (Dopton) abgehört werden. Das wird dann alle 15 bis 30 Minuten und immer mindestens eine Minute nach einer Wehe gemacht.
Gibt es persönliche Geburtsrisiken oder ist keine Eins-zu-Eins-Betreuung möglich, kann eine CTG-Überwachung von Vorteil sein.
Manchmal ergeben sich aus der Herztonüberwachung Hinweise, dass die Wehen zu viel Stress für das Kind bedeuten. Mit einer Mikroblut-Analyse kann dann überprüft werden, ob das Kind trotzdem ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Dazu werden die Vaginalwände mit Spekula (Vaginalspiegel) etwas auseinander gezogen und dann mit einer dünnen Pipette einige Tropfen Blut aus der Kopfhaut des noch ungeborenen Kindes entnommen und der pH-Wert bestimmt. Ist der Sauerstoffwert zu niedrig, wird die Mutter auf links gelagert und erhält vielleicht Sauerstoff und ein wehenhemmendes Medikament. Manchmal muss das Baby auch umgehend auf die Welt geholt werden, zum Beispiel über einen Kaiserschnitt.
Wenn die Geburt ins Stocken gerät (Wehenschwäche)
Eine Geburt kann dauern: Beim ersten Kind meist zwischen 8 und 18 Stunden, beim zweiten oder weiteren Kind zwischen 5 und 12 Stunden. Es besteht daher kein Grund zu Sorgen, wenn es während der Geburt auch mal langsamer vorangeht. Es ist ganz normal, wenn die Wehentätigkeit vorübergehend abnimmt, etwa nach dem Blasensprung oder nach der vollständigen Eröffnung des Muttermunds. Eine solche „Wehenpause“ kann die Gebärende dann zum Ausruhen nutzen. Manchmal hemmt auch eine volle Harnblase die Wehen. Daher ist wichtig, etwa alle zwei Stunden zur Toilette zu gehen.
Die Ärztinnen oder der Arzt empfehlen der Mutter in der Regel erst dann ein Eingreifen, wenn sich der Muttermund weniger als zwei Zentimeter in vier Stunden öffnet, das Kind bei eröffnetem Muttermund nicht tiefer ins Becken rutscht oder die Wehen über längere Zeit zu schwach sind.
In diesen Fällen spricht man von einem verzögerten Geburtsverlauf. Dann sollten Maßnahmen überlegt werden, um das Fortschreiten der Geburt zu fördern.
Ist die Mutter erschöpft, helfen manchmal schon einfache Dinge, zum Beispiel dass die Gebärende die Position wechselt oder etwas Energie durch einen zuckerhaltigen Tee aufnimmt. Bei Erschöpfung kann sie sich auch für eine schmerzlindernde Maßnahme entscheiden, etwa eine Periduralanästhesie. Nicht selten ist dann aber das Urinlassen während der Geburt aus eigener Kraft nicht möglich. In einem solchen Fall kann die Harnblase mit einem kleinen Schlauch (Katheter) entleert werden.
Ist das Fruchtwasser noch nicht abgegangen, kann die Eröffnung der Fruchtblase (Amniotomie) eine weitere Maßnahme sein. Wenn das Fruchtwasser abläuft, drückt das Köpfchen besser auf den Muttermund. Dadurch werden die Wehen angeregt und die Geburt beschleunigt. Um die Fruchtblase zu eröffnen, werden bei einer vaginalen Tastuntersuchung während einer Wehe die Eihäute mit einem kleinen Häkchen angeritzt. Das ist nicht spürbar.
Nach einer Eröffnung der Fruchtblase werden die Wehen meist kräftiger, und die Geburt schreitet schneller voran. Sollte dies nicht ausreichen, ist der „Wehentropf“ eine weitere Möglichkeit. Dabei handelt es sich um eine Infusion mit dem Hormon Oxytozin. Die Ärztin oder der Arzt steigert langsam die Dosis, bis etwa vier bis fünf Wehen innerhalb von zehn Minuten auftreten. Da die Gebärende durch den verlängerten Geburtsverlauf oft erschöpft ist und es schwieriger wird, den Wehenschmerz auszuhalten, wird vor dem Beginn einer Oxytozn-Infusion eine Periduralanästhesie angeboten. Weder eine Eröffnung der Fruchtblase noch ein Wehentropf erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt.
Bei einem verzögertem Geburtsverlauf ist es für die Hebamme, die Ärztin oder den Arzt wichtig, die individuelle Geburtssituation der Frau sorgfältig im Blick zu haben. Manchmal ist es am Ende doch notwendig, die Geburt operativ zu beenden – zum Beispiel, wenn die Erschöpfung der Mutter einfach zu groß ist oder das Baby falsch liegt oder nicht mehr richtig versorgt ist. In Frage kommen dann ein Kaiserschnitt oder eine vaginal-operative Entbindung mit Saugglocke (Vakuum-Entbindung) oder Geburtszange (Forzeps).
Geburt mit Hilfe von Saugglocke oder Geburtszange
Weisen die Herztöne des Kindes auf eine auffällige Stressreaktion hin, oder ist die Gebärende zu erschöpft zum Pressen, weil die Austrittsphase sich sehr lange hinzieht, kann das Kind mit Hilfe einer sogenannten Saugglocke, seltener mit einer sogenannten Geburtszange geholt werden. Dadurch kann die Geburt schneller beendet werden.
Etwa sieben von einhundert Geburten werden auf diese Weise zu Ende gebracht. Man bezeichnet das als vaginal-operative Entbindung. Weil es bei einer „Zangengeburt“ häufiger zu einer Verletzung der Mutter kommt, wird heutzutage fast nur noch die Saugglocke verwendet.
Für eine vaginal-operative Entbindung muss der Muttermund vollständig geöffnet sein. Die Fruchtblase muss gesprungen und der kindliche Kopf tief in das Becken eingetreten sein. Zur Vorbereitung wird die Harnblase mit einem Katheter entleert, damit genügend Platz im Becken ist. Die schnelle Beendigung der Geburt kann sehr schmerzhaft für die Gebärende sein. Wenn vorher keine PDA (Peridural-Anästhesie) gelegt wurde, können der Beckenboden und die Vagina betäubt werden (Pudendus-Block). Bei einer Saugglockengeburt setzt die Ärztin oder der Arzt eine passende Saugglocke aus Silikon auf den kindlichen Kopf auf. Über ein Unterdrucksystem haftet sie am Köpfchen fest.
Bei einer Zangengeburt umfasst die Ärztin oder der Arzt mit einer Geburtszange, die aus zwei löffelartig gebogenen Metallblättern besteht, den kindlichen Kopf. Während der folgenden Wehen presst die Gebärende, und durch den gleichzeitigen Zug am kindlichen Köpfchen kommt das Baby rasch zur Welt. Allerdings ist fast immer ein Dammschnitt nötig.
Sobald der kindliche Kopf geboren ist, wird die Saugglocke abgenommen bzw. werden die Zangenlöffel entfernt. Der Körper des Kindes folgt dann ohne Hilfe.
Nach der Geburt sind am kindlichen Köpfchen oft eine kleine Schwellung und ein Abdruck der Saugglocke zu sehen.
Nur selten nötig: Dammschnitt (Episiotomie)
Bei der Geburt wird der Damm der Mutter – also der Bereich zwischen Anus und Vagina – stark gedehnt. In rund vierzig Prozent der Geburten kommt es deswegen zu Einrissen am Damm. Früher versuchten Ärztinnen und Ärzte häufig, solchen Einrissen durch einen gezielten Schnitt im Damm vorzubeugen. Heute weiß man, dass dieses Vorgehen Einrisse nicht verhindert und ein Schnitt auch nicht besser heilt als ein Riss.
Dennoch ist es in einigen Fällen sinnvoll, den Damm gezielt einzuschneiden. Zum Beispiel, wenn eine Saugglocke zum Einsatz kommt. Wenn zuvor noch keine PDA (Periduralanästhesie) gelegt wurde, wird der Bereich möglichst lokal betäubt. In dem Moment, wenn der Dammschnitt gesetzt wird, verspürt die Gebärende meist unmittelbar ein Nachlassen der Spannung am Damm.
Das Nähen des Dammschnitts hat dann Zeit, bis Mutter und Kind bzw. die Eltern sich etwas ausgeruht haben und das erste Stillen beendet ist.