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Kaiserschnitt oder vaginale Geburt?

Es spricht sehr viel dafür, dass ein Kind auf „natürlichem Weg“, das heißt durch die Vagina (Scheide), geboren wird (vaginale Geburt). Es gibt aber auch Situationen, in denen ein Kaiserschnitt für Mutter und Kind die sicherere Alternative ist.

Nicht immer eindeutig: Gründe für und gegen einen Kaiserschnitt

© Jose Luis Pelaez Inc / DigitalVision / via Getty Images

Sehr viele Frauen wünschen sich eine „natürliche“ Geburt für ihr Kind. Es gibt aber auch Gründe, aus denen Ärztinnen, Ärzte oder Hebammen mit Schwangeren einen Kaiserschnitt besprechen. Manchmal ist die Ausgangssituation eindeutig, etwa wenn das Kind quer im Bauch liegt und ein Kaiserschnitt aus medizinischer Sicht nötig ist. In anderen Fällen gibt es Argumente sowohl für als auch gegen einen Kaiserschnitt, etwa wenn die Frau bereits einen Kaiserschnitt hatte oder wenn das Kind mit dem Po nach unten liegt (Beckenendlage). Auch psychische Gründe können ausschlaggebend sein, vielleicht, weil sich eine Schwangere einer vaginalen Geburt nicht gewachsen fühlt. Es kann helfen, über die möglichen Ängste mit erfahrenen Geburtshelfern oder Geburtshelferinnen zu sprechen: Manche Sorgen können durch eine ausführliche Beratung und die Aussicht auf eine sorgsame Begleitung unter der Geburt aus dem Weg geräumt werden.

Für die werdenden Eltern ist es oft nicht leicht, zu einer Entscheidung zu kommen. Hebammen oder die Frauenärztin oder der Frauenarzt sind deswegen dazu angehalten, die Eltern möglichst umfassend, ausgewogen und verständlich über ihre Optionen zu informieren und sie bei der Entscheidung zu unterstützen.

Wie sicher ist der Kaiserschnitt für die Mutter?

Prinzipiell ist der Kaiserschnitt ein Routineeingriff und eine sichere Alternative zur vaginalen Geburt. Dennoch birgt er im Vergleich zur vaginalen Geburt einige Risiken: So ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Mutter nach der Geburt an einer schweren Wochenbettinfektion erkrankt oder sich Blutgerinnsel bilden. Auch das Risiko für Blutungen oder Verletzungen von Harnblase oder Harnröhre ist bei einem Kaiserschnitt höher als bei einer vaginalen Geburt.

Ein Kaiserschnitt und seine Sicherheit müssen aber immer auch in Bezug auf die Ausgangslage betrachtet werden: Sind Komplikationen während der Geburt wahrscheinlich, so kann ein Kaiserschnitt im Vergleich zur vaginalen Geburt deutlich besser abschneiden. Bei der Beurteilung der Situation hilft ein Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt. Sie oder er kann durch die Vorsorgeuntersuchungen die medizinische Ausgangslage gut einschätzen.

Wichtig für die Entscheidung ist auch die Frage, ob sich die Schwangere noch weitere Kinder wünscht. Denn nach einem Kaiserschnitt kommt es häufiger als nach einer vaginalen Geburt zu Problemen bei Folgeschwangerschaften. So gibt es Hinweise darauf, dass es länger dauert, bis eine Frau wieder schwanger wird. Zudem ist das Risiko höher, dass die Plazenta sich bei der nächsten Schwangerschaft an der falschen Stelle anheftet (Plazenta praevia) oder sich zu früh löst. Eine Studie zeigte, dass 10 von 1000 Frauen bei einer Folgeschwangerschaft nach einem Kaiserschnitt eine Plazenta praevia hatten. Bei den Frauen ohne Kaiserschnitt waren es nur 4 von 1000. Grund dafür scheinen die Narben zu sein, die der Kaiserschnitt in der Gebärmutter hinterlässt. Die Narben könnten auch erklären, warum die Gebärmutter bei Folgegeburten nach einem Kaiserschnitt reißen kann.

Kritisch sollte man hingegen die statistische Aussage betrachten, dass die Müttersterblichkeit beim Kaiserschnitt höher ist. Es könnte sein, dass es sich hierbei um ein verzerrtes Ergebnis handelt. Denn in der Regel wird ein Kaiserschnitt vor allem dann gemacht, wenn bereits im Vorfeld von Komplikationen auszugehen ist.

Wie sicher ist der Kaiserschnitt für das Kind?

Für das Kind ist der Kaiserschnitt an sich mit wenig Risiken verbunden: Nur selten kommt es dabei zu Verletzungen, etwa zu leichten Schnittverletzungen durch das Skalpell. Ist das Baby während einer vaginalen Geburt in Gefahr, kann ein Kaiserschnitt sogar dringend nötig sein, um das Leben des Kindes zu retten oder Spätfolgen zu verhindern.

Direkt nach der Geburt haben Neugeborene nach einem Kaiserschnitt oft etwas mehr Probleme als nach einer vaginalen Entbindung. Solche „Anpassungsschwierigkeiten“ haben damit zu tun, dass das Kind sich sehr plötzlich auf die Bedingungen außerhalb des Mutterbauchs einstellen muss. So haben Kaiserschnitt-Kinder zum Beispiel öfters Probleme mit der Atmung. Ihnen fehlt der Geburtsstress und damit Hormone, die bei einer vaginalen Geburt die Reifung der kindlichen Lunge fördern. Der normale Geburtsstress scheint auch dafür zu sorgen, dass die Kinder nach der Geburt ihre Körpertemperatur besser regulieren können und schneller trinken.

In Studien zeigte sich außerdem, dass Kinder nach einem Kaiserschnitt längerfristig ein höheres Risiko haben, Erkrankungen wie Übergewicht, Diabetes und Asthma zu entwickeln. Vermutlich liegt das am fehlenden Kontakt mit den mütterlichen Bakterien in Vaginal- und Darmsekreten. Diese Bakterien sollen sich positiv auf das Immunsystem des Kindes auswirken.

Schwangerschaft und Geburt sind eine große Belastung für den Beckenboden. In der Folge haben über ein Drittel der Frauen in den ersten Monaten nach einer Geburt Probleme, ihren Urin zu halten (Harninkontinenz). Neben der Schwangerschaft selbst ist auch die vaginale Geburt eine Belastung für den Beckenboden, vor allem wenn es zu Geburtsverletzungen wie Dammrissen kommt. Der Kaiserschnitt schneidet im Vergleich zur vaginalen Geburt in Bezug auf die Harninkontinenz besser ab. So ist einer großen Studie zufolge das Risiko für bestimmte Formen der Harninkontinenz nach einer vaginalen Geburt rund acht Prozent höher als nach einem Kaiserschnitt.

Immer wieder wird diskutiert, ob das Vaginalsekret der Mutter bei der Geburt entscheidend für die Gesundheit und Entwicklung des Kindes ist. Durch Vaginal- und Darmsekrete sollen bei der vaginalen Geburt wichtige Bakterien von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Beim Kaiserschnitt fehlt dieser Besiedelungsprozess – was möglicherweise der Grund sein könnte, dass Kaiserschnitt-Kinder später häufiger Übergewicht oder Allergien haben. „Vaginal Seeding“ soll dieses Defizit beim Kaiserschnitt ausgleichen. Dabei wird ein Tuch mit Vaginalsekret der Mutter getränkt und dem Kind damit über Nase und Mund gestrichen. Bisher raten viele Fachleute allerdings davon ab: Es ist noch völlig unklar, ob das Vaginal Seeding etwas nützt oder der Kontakt mit den Bakterien vielleicht sogar schadet.

Anders als früher wird bei einer Beckenendlage nicht mehr unbedingt zu einem Kaiserschnitt geraten. Die vaginale Geburt aus Beckenendlage kann eine gute und sichere Alternative zum Kaiserschnitt sein, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (Näheres dazu im Text „Beckenendlage – mit dem Po voran“). Letztlich entscheidet die Schwangere, ob sie das in Erwägung ziehen möchte. Wenn ja, sollten sich die Eltern auf die Suche nach einer Geburtsklinik machen, die Erfahrung mit Babys in Beckenendlage hat. Dort werden die Mutter und das Baby gründlich untersucht, um zu klären, ob eine vaginale Geburt möglich ist.

Stand: 02.10.2024
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