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Der Eisprung und die fruchtbaren Tage
Wenn bekannt ist, wann die fruchtbare Zeit im Zyklus einer Frau anfängt und wann sie endet, kann – je nach Wunsch – entweder eine Schwangerschaft verhütet oder die Chance auf Nachwuchs gezielt erhöht werden. Darauf beruhen die „Natürlichen Methoden der Familienplanung“ (NFP).
Natürliche Familienplanung
Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage werden von Frauen und Paaren dazu genutzt, eine Schwangerschaft zu verhüten oder sie besser zu planen. Deshalb werden sie „Natürliche Methoden der Familienplanung“ (NFP) genannt.
Paare, die auf diese Weise verhüten, müssen an den fruchtbaren Tagen entweder auf Geschlechtsverkehr verzichten oder ein zusätzliches Verhütungsmittel benutzen, zum Beispiel Kondome. Wollen sich Paare dagegen einen Kinderwunsch erfüllen, unterstützen sie die Chance auf eine Schwangerschaft, wenn sie in der fruchtbaren Zeit des Zyklus Geschlechtsverkehr haben.
Fruchtbare und unfruchtbare Tage
Im Normalfall kommt es einmal in jedem Zyklus der Frau zu einem Eisprung. Das bedeutet, eine Eizelle löst sich aus dem Eierstock und gelangt in einen der Eileiter, von wo aus sie langsam in Richtung Gebärmutter (Uterus) wandert. Nach dem Eisprung kann eine Eizelle 12 bis 24 Stunden lang befruchtet werden. Danach löst sie sich auf.
Auch vor dem Eisprung kann ungeschützter Sex zu einer Schwangerschaft führen. Das liegt daran, dass männliche Spermien bis zu fünf Tage lang im Gebärmutterhals (Zervix) und in der Gebärmutter überleben können. Sie können dort sozusagen auf den Eisprung „warten“. Rechnet man diese maximal fünf Tage mit dem Tag des Eisprungs zusammen, ergibt sich eine Zeit von insgesamt sechs fruchtbaren Tagen.
Wo genau im Zyklus einer Frau diese fruchtbaren Tage liegen, hängt also davon ab, wann sie ihren Eisprung hat. Natürliche Methoden der Familienplanung versuchen deshalb, den Zeitpunkt des Eisprungs möglichst genau zu bestimmen.
Wann findet der Eisprung im Zyklus der Frau statt?
Für eine sichere Verhütung oder die Erfüllung eines Kinderwunsches wäre es gut, schon im Voraus zu wissen, wann genau der Eisprung stattfindet. Dann wäre bekannt, wann die sechs fruchtbaren Tage im Zyklus beginnen und Verhütung nötig ist. Allerdings ist es einfacher, im Nachhinein festzustellen, dass der Eisprung stattgefunden hat, als vorherzusagen, wann er stattfinden wird. Es heißt zwar häufig, der Eisprung finde „in der Mitte des Zyklus“ oder „am 14. Zyklustag“ statt. Aber so einfach ist es nicht.
Wann die Frau ihren Eisprung hat, hängt davon ab, wie lange ihre Eizelle jeweils braucht, um zu reifen – und das ist von Frau zu Frau anders und kann auch von Zyklus zu Zyklus schwanken.
Die folgenden Beispiele zeigen, wie sich der Eisprung und damit die fruchtbaren Tage je nach Zykluslänge verschieben können:
Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage
Eisprungrechner und Co.: Kalendermethoden
Kalendermethoden versuchen, den Tag des Eisprungs im Voraus zu „berechnen“. Die meisten sogenannten „Eisprung-Rechner“, „Fruchtbarkeitsrechner“, „Ovulationsrechner“, „Zyklus-Apps“, „Menstruations-Apps“ oder „Kalender-Apps“ im Internet arbeiten mit der sogenannten Kalendermethode.
Das Problem der Kalendermethode ist jedoch, dass sie von einem konstanten „Standard-Zyklus“ von 28 Tagen ausgeht. Den hat aber nur etwa jede zehnte Frau. Außerdem schwankt auch bei ein- und derselben Frau die Zykluslänge. Sogar bei Frauen, die einen regelmäßigen Zyklus haben, kann der Eisprung zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden: Ein Infekt, eine durchwachte Nacht, ein Kurzurlaub oder großer Stress – schon kann sich der Eisprung um ein paar Tage verschieben.
Manche Apps und Rechner ermitteln deshalb die persönliche Durchschnittslänge mehrerer Zyklen einer Frau oder beziehen den längsten und den kürzesten Zyklus der letzten Monate bei der Berechnung der fruchtbaren Tage mit ein. Das alles ändert aber nichts daran, dass im aktuellen Zyklus alles ganz anders sein kann als im letzten. Aus diesem Grund kann man sich nicht allein auf solche Berechnungen verlassen, um eine Schwangerschaft sicher zu verhüten.
Möchte eine Frau schwanger werden, gibt die Beschäftigung mit dem eigenen Zyklus (auch mithilfe von Apps und anderen Rechnern) jedoch gute Hinweise auf die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage.
Basaltemperatur, Zervixschleim und Festigkeit des Muttermunds: Den Eisprung mit Hilfe von Körperzeichen bestimmen
Verschiedene Natürliche Methoden der Familienplanung versuchen, mit Hilfe bestimmter Körperzeichen zu erkennen, dass der Eisprung kurz bevorsteht oder gerade stattgefunden hat.
Dabei werden die folgenden Körperzeichen gemessen bzw. beobachtet und dokumentiert:
- Die Aufwachtemperatur (Basaltemperatur): Bis zum Eisprung entspricht die Aufwachtemperatur der normalen Körpertemperatur. Nach dem Eisprung steigt sie um etwa 0,2 °C an und bleibt bis zum Einsetzen der nächsten Blutung so erhöht.
- Die Beschaffenheit des Zervixschleims: Der Zervixschleim versperrt an den meisten Tagen des Zyklus den Eingang in die Gebärmutter, verflüssigt sich aber kurz vor dem Eisprung. Nach dem Eisprung verfestigt er sich wieder. Die Veränderungen des Zervixschleims lassen sich am Eingang der Vagina (Scheide) fühlen oder sehen.
- Die Festigkeit des Muttermunds: Der Muttermund ist das untere Ende des Gebärmutterhalses und kann mit dem Finger in der Vagina ertastet werden. Direkt nach der Menstruation (Monatsblutung) ist er geschlossen und fühlt sich fest an (wie eine Nasenspitze). In der fruchtbaren Zeit ist er weich (wie Lippen) und leicht geöffnet. Außerdem verlagert er sich tiefer zurück in die Vagina.
Wird allein die Aufwachtemperatur gemessen, spricht man von der „Temperaturmethode“. Bei der „Billings-Methode“ werden nur die Veränderungen des Zervixschleims beobachtet. Die Untersuchung des Muttermundes ist eher eine ergänzende Methode. Alle drei Methoden haben jedoch gemeinsam, dass sie für sich allein genommen zur Bestimmung der fruchtbaren Zeit nicht sicher genug sind. Werden sie kombiniert, lässt sich ein bevorstehender Eisprung meist gut bestimmen.
Von den Methoden zur Erkennung der fruchtbaren Tage ist die „symptothermale Methode“ die genaueste. Sie kombiniert die Messung der Aufwachtemperatur mit der Beobachtung des Zervixschleims und wertet die Daten nach einem bestimmten Regelwerk aus. Mehr Informationen dazu gibt es im Text „Die symptothermale Methode“.
Die hormonelle Methode: Den LH-Wert messen (Ovulationstests)
In jedem Zyklus beginnt der Körper am Ende der Eizellreifung das sogenannte LH-Hormon auszuschütten, das ab einer bestimmten Konzentration den Eisprung auslöst.
„Ovulationstests“ messen deshalb mithilfe von Teststreifen oder „Zyklus-Computern“ im Laufe des Zyklus die Menge an LH-Hormon im Urin oder im Speichel. Damit soll erkannt werden, wann die LH-Konzentration am höchsten ist, der Eisprung also kurz bevorsteht. Allerdings kommt es vor, dass es bei einer Frau mehrmals in einem Zyklus zum Überschreiten des Schwellenwerts kommt. Hinzu kommen unterschiedliche Konzentrationen des LH-Hormons im Morgenurin, was zu fehlerhaften Messergebnissen führen kann.
Die Methode allein eignet sich deshalb nicht für eine zuverlässige Verhütung. Sie kann aber dabei unterstützen, schneller schwanger zu werden. Außerdem kann sie mit anderen „natürlichen Methoden“ kombiniert werden.
Wie verlässlich verhüten natürliche Methoden der Familienplanung?
Die Verhütungssicherheit der „natürlichen Methoden“ ist sehr unterschiedlich und besonders dann eher niedrig, wenn sie einzeln angewandt werden. Es fehlen unabhängige wissenschaftliche Studien zu den Methoden und Apps.
Eine höhere Verlässlichkeit kann erreicht werden, wenn mehrere Methoden miteinander kombiniert werden – wie zum Beispiel bei der symptothermalen Methode „Sensiplan“, die vergleichsweise gut untersucht ist.
Die Verhütungssicherheit „natürlicher Methoden“ hängt vor allem davon ab, wie konsequent sie angewandt werden, wie erfahren die Nutzerinnen und Nutzer damit sind und wie konsequent an den fruchtbaren Tagen mit einem anderen Verhütungsmittel verhütet wird. Manche Paare, die natürliche Methoden anwenden, nutzen an allen Tagen des Zyklus zusätzlich Kondome oder ein Diaphragma, um die Verhütungssicherheit insgesamt zu erhöhen. Kondome schützen zudem vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI).
Paare mit Kinderwunsch können sich mit natürlichen Methoden eine grobe Orientierung verschaffen, um den Zyklus der Frau besser kennenzulernen und die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Nur wenige Frauen können ihren Eisprung wirklich spüren. Einige spüren den bevorstehenden Eisprung als ein Ziehen auf der linken oder rechten Seite des Unterleibs („Mittelschmerz“). Bei manchen Frauen sind die Brüste in dieser Zeit sehr empfindlich. Wenige Frauen haben zum Zeitpunkt des Eisprungs eine leichte Blutung, andere bemerken solche oder ähnliche Anzeichen nur in manchen Zyklen oder gar nicht.
Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass ungeschützter Geschlechtsverkehr während der Monatsblutung zu einer Schwangerschaft führt. Hat eine Frau einen kurzen Zyklus (weniger als 24 Tage), kann sie schon wenige Tage nach der Menstruation einen Eisprung haben. Hatte sie während der Menstruation Sex, kann es zur Befruchtung kommen, weil die Spermien im Körper der Frau drei bis fünf Tage lang lebensfähig sind. Wenn Sie einen kurzen Zyklus haben und auf keinen Fall schwanger werden wollen, sollten Sie vorsichtshalber auch während der Monatsblutung verhüten.
Am ehesten kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, wenn ein Paar einen Tag vor dem Eisprung miteinander schläft. Am Tag des Eisprungs selbst kann es schon zu spät sein, weil die Spermien einige Stunden brauchen, um die Eizelle zu erreichen, und Eizellen oft weniger als ein Tag lang befruchtungsfähig sind. Zu einer Schwangerschaft kann es bis zu fünf Tage nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr kommen, sehr selten auch noch etwas später.
Messen Frauen ihre Basaltemperatur während ihres Zyklus, können sie feststellen, dass meist ein Tag nach dem Eisprung ihre Körpertemperatur um etwa 0,2 Grad Celsius ansteigt, manchmal auch schon am Tag des Eisprunges selbst. Bleibt die Temperatur dann konstant erhöht, hat der Eisprung mit großer Wahrscheinlichkeit stattgefunden. Wurde die Eizelle nicht befruchtet, sinkt die Basaltemperatur kurz vor oder während der nächsten Menstruation wieder auf den normalen Wert. Bei einer Schwangerschaft bleibt sie dagegen erhöht.