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Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Blutarmut (Anämie)

Blutarmut (Anämie) bedeutet, dass sich im Blut zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten) befinden und/oder die roten Blutkörperchen zu wenig Blutfarbstoff (Hämoglobin) enthalten. Beides ist aber wichtig, um die Körperzellen mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.

Wie kommt es in der Schwangerschaft zu einer Anämie?

In der Schwangerschaft erhöht sich die Blutmenge. Dabei nimmt der flüssige Teil des Blutes (Blutplasma) stärker zu als die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und des darin enthaltenen Hämoglobins. Das Blut verdünnt sich gewissermaßen, was als Anämie bezeichnet wird. Eine leichte Anämie in der Schwangerschaft ist somit also durchaus normal. Ist die Anämie aber stärker ausgeprägt, kann ein Mangelzustand oder eine Erkrankung dahinter stecken. In den meisten Fällen ist ein Eisenmangel die Ursache.

Was sind die Gründe für eine Anämie?

Der häufigste Grund für eine Anämie in der Schwangerschaft ist ein Eisenmangel. Eisen ist ein Bestandteil von Hämoglobin. Ist der Vorrat an Eisen im Körper gering und/oder wird der Bedarf nicht ausreichend über die Nahrung gedeckt, kann der Körper nicht genug Hämoglobin bilden. Gerade in der Schwangerschaft ist eine gute Versorgung mit dem „Baustoff“ Eisen aber besonders wichtig. Denn nicht nur die Mutter benötigt in der Schwangerschaft Hämoglobin, sondern zusätzlich auch noch das Kind.

Neben dem Eisenmangel gibt es noch weitere – wenn auch viel seltenere – Gründe für eine Anämie in der Schwangerschaft. Auch ein Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 kann die Ursache dafür sein, dass zu wenig Hämoglobin oder rote Blutkörperchen gebildet werden.

Noch seltener stecken hinter der Schwangerschaftsanämie Schwangerschaftskomplikationen wie eine vorzeitige Plazenta-Ablösung oder angeborene Krankheiten der Mutter wie eine Sichelzellanämie.

Wie zeigt sich eine Anämie?

Typisches Symptom für eine Anämie ist, dass die Schwangere schneller erschöpft ist oder sich oft müde fühlt. Auch Schwindel oder Kopfschmerzen können ein Anzeichen für eine Anämie sein. Möglicherweise ist das Immunsystem geschwächt und die Schwangere hat häufiger mit Infekten zu tun. Diese Anzeichen sind allerdings oft nur leicht ausgeprägt und können mit anderen Schwangerschaftsbeschwerden verwechselt werden. Das ungeborene Kind hat bei einer leichten Anämie nichts zu befürchten. Bei einer schweren Anämie kann es allerdings zu einer Frühgeburt kommen; auch ein zu niedriges Geburtsgewicht des Kindes ist möglich.

Wie lässt sich eine Anämie feststellen?

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen wird der Hämoglobin-Wert regelmäßig bestimmt und im Mutterpass unter „Hb“ eingetragen. Dadurch lässt sich eine Anämie meist schon erkennen, bevor Symptome auftreten. Der Hämoglobin-Wert liegt außerhalb der Schwangerschaft bei Frauen normalerweise zwischen 12 und 16 g/dl. In der Schwangerschaft sinkt der Hämoglobin-Wert leicht ab. Als Grenzwert für eine Behandlung gilt am Beginn und am Ende der Schwangerschaft ein Hb-Wert von unter 11 g/dl. Im mittleren Schwangerschaftsdrittel ist auch ein Absinken des Hb auf bis zu 10,5 g/dl noch normal. Ist der Hb-Wert niedrig, sollte zusätzlich der Eisenwert des Blutes bestimmt werden sowie der Ferritin-Wert, der Auskunft über den Vorrat an Eisen im Körper („Eisenspeicher“) gibt.

Wie wird eine Anämie behandelt?

Wurde eine Eisenmangel-Anämie festgestellt, verordnet die Ärztin oder der Arzt ein Eisenpräparat, meist in Form von Tabletten. Um die Aufnahme zu verbessern, sollte Eisen nüchtern eingenommen werden, möglichst ca. 30 Minuten vor dem Essen. Durch die Einnahme wird der Stuhl dunkler bis schwarz, und es kann zu Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung kommen. Bei starkem Eisenmangel kann Eisen als Infusion gegeben werden.

Steckt hinter der Anämie ein Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel, können auch diese Stoffe über Tabletten zusätzlich eingenommen werden.

Was kann ich tun, um einer Anämie vorzubeugen?

Um einer Nährstoffmangel-Anämie entgegenzuwirken, ernähren Sie sich am besten vielseitig und ausgewogen. Achten Sie darauf, ausreichend Lebensmittel mit hohem Eisen- und Vitamingehalt zu essen. Tierisches Eisen kann besonders gut vom Körper aufgenommen werden. Fleisch ist deshalb ein guter Eisenlieferant. Aber auch Vollkorngetreide (Hafer, Hirse), Hülsenfrüchte, Nüsse, grünes Blattgemüse und Kräuter enthalten viel Eisen.

Ihr Körper kann das Eisen besonders gut aufnehmen, wenn Sie zu der Mahlzeit auch Vitamin C zu sich nehmen, etwa durch etwas Orangensaft oder etwas Obst. Außerdem gibt es auch mit Eisen angereicherte Säfte.

Manche Nahrungsmittel erschweren die Aufnahme von Eisen. Dazu zählen etwa die Oxalsäure im Spinat, aber auch Inhaltsstoffe aus Sojaprodukten und Kaffee.

Vegetarierinnen und Veganerinnen haben es mit der ausreichenden Eisenversorgung in der Schwangerschaft etwas schwerer.

Viele Schwangere mit normalen Hämoglobin-Werten nehmen zur Vorbeugung Eisenpräparate ein. Bisher ist jedoch nicht nachgewiesen, dass das Vorteile hat. Es sind aber bis auf eine mögliche Verstopfung auch keine Nachteile bekannt. Eine Überdosierung von Eisen kann zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung führen.

Stand: 13.06.2024