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Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

In der Schwangerschaft passt sich der Stoffwechsel der werdenden Mutter an die neue Situation an. Dabei kann sich auch der Zuckerspiegel im Blut erhöhen. Wenn der Zuckerspiegel bestimmte Grenzwerte überschreitet, spricht man von Schwangerschaftsdiabetes. Einmal erkannt, kann die Frau einiges tun, um ihren Zuckerspiegel zu kontrollieren.

Was sind die Symptome von Schwangerschaftsdiabetes?

In den meisten Fällen verursacht Schwangerschaftsdiabetes keine offensichtlichen Beschwerden. Zu Symptomen kommt es erst, wenn der Blutzucker sehr stark erhöht ist. Die Schwangeren fühlen sich dann häufiger müde und schwach. Außerdem haben sie mehr Durst als gewöhnlich. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bemerken also oft gar nichts von ihrer Erkrankung. Dennoch erhöht der Schwangerschaftsdiabetes das Risiko für bestimmte Schwangerschaftskomplikationen. So ist die Schwangere anfälliger für Harnwegsinfekte oder vaginale Infekte. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben zudem häufiger Bluthochdruck und die Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt ist höher.

Ist Schwangerschaftsdiabetes gefährlich?

Meist verläuft die Schwangerschaft trotz des Schwangerschaftsdiabetes normal. Wenn der Blutzucker der Mutter hoch ist, wachsen die Kinder aber mehr und haben am Ende im Schnitt ein höheres Geburtsgewicht. Sind die Kinder zum Geburtstermin sehr groß, kommt es bei der Geburt etwas häufiger zu Verletzungen an der Vagina oder dem Damm der Frau. Um solche Verletzungen zu verhindern, kann dann ein Kaiserschnitt eine Option sein.

Eine zwar seltene, aber bei Schwangerschaftsdiabetes wahrscheinlichere Komplikation unter der Geburt ist die Schulterdystokie. Das bedeutet, dass das Kind mit der Schulter im Becken der Mutter hängen bleibt. Das ist ein Notfall, der durch verschiedene geburtshilfliche Maßnahmen beherrscht werden kann. 

Direkt nach der Geburt kann es sein, dass das Baby es schwerer hat, sich an die neue Umwelt anzupassen und ärztliche Unterstützung benötigt. Möglicherweise bekommt es schlecht Luft (Atemnotsyndrom) oder hat einen zu niedrigen Blutzucker und muss deshalb nach der Geburt vielleicht behandelt werden. 

Auch wenn sich der Zuckerspiegel nach der Geburt wieder normalisiert: Nach einem Gestationsdiabetes haben Frauen ein stark erhöhtes Risiko, im späteren Leben einen „normalen“ Diabetes zu entwickeln oder eine koronare Herzkrankheit zu bekommen. Umso wichtiger sind dann die Gewichtsabnahme, eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Frauen mit Gestationsdiabetes haben außerdem ein erhöhtes Risiko für eine postpartale Depression.

Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes und wie kann ich mich schützen?

Schwangerschaftsdiabetes betrifft ungefähr fünf von einhundert Schwangeren, ist also nicht selten. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes. Häufiger betroffen sind Frauen, die •    übergewichtig sind (insbesondere bei Adipositas),

  • älter als 35 Jahre sind,
  • in der Vergangenheit bereits einen Schwangerschaftsdiabetes hatten und
  • nahe Verwandte haben, die an Diabetes leiden.

Frauen mit Übergewicht und Kinderwunsch sollten möglichst schon vor der Schwangerschaft ihre Ernährung ändern. Weil das nicht einfach ist, kann eine Ernährungsberatung, etwa in der Hausarztpraxis, dabei unterstützen. Dann ist ein möglicher Schwangerschaftsdiabetes leichter zu behandeln und es kann häufiger auf Insulin verzichtet werden. 

Alle Schwangeren bekommen als Teil der Schwangerenvorsorge nahegelegt, kostenfrei einen Test auf Schwangerschaftsdiabetes zu machen, und zwar zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche. Bei Schwangeren mit erhöhtem Risiko sollte ein Test schon zu Beginn der Schwangerschaft gemacht werden. Auch wenn dieser unauffällig ist, wird ein weiterer Test zwischen der 25. und 26. Schwangerschaftswoche gemacht.

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

In einem ersten Schritt wird die Schwangere in eine Schwerpunktpraxis überwiesen und dort zum Umgang mit der Erkrankung beraten und geschult. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes können nämlich viel tun, um ihren Blutzuckerspiegel auch ohne Medikamente in den Griff zu bekommen:

  • Ein wichtiger Schritt ist die Anpassung der Ernährung – deshalb haben die Schwangeren Anspruch auf eine Ernährungsberatung. Als Grundregel gilt: Weniger Zucker und leichtverdauliche Kohlenhydrate essen (zum Beispiel Produkte aus Weißmehl). Solche Lebensmittel ersetzen Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes besser durch Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte.
  • In einer Diabetesschulung lernt die Schwangere, regelmäßig ihren Blutzucker selbst zu bestimmen und zu erkennen, was den Blutzucker nach oben treibt.
  • Einen positiven Effekt auf den Blutzuckerspiegel hat regelmäßige Bewegung. Dafür reicht es bereits aus, nach dem Essen dreißig Minuten lang zügig spazieren zu gehen. 

In vielen Fällen genügt die Änderung des Lebensstils, damit der Blutzucker im Normbereich bleibt. Überschreitet der Blutzucker innerhalb einer Woche an der Hälfte der Tage trotzdem einen bestimmten Wert, muss sich die Schwangere Insulin spritzen – je nach den Blutzuckerwerten auch mehrmals täglich. 

Nach der Geburt haben die Frauen und Kinder ein erhöhtes Risiko, einen „normalen“ Diabetes zu entwickeln. Stillen kann das Risiko wieder senken. Die präventive Wirkung ist dann besonders gut, wenn die Mutter für wenigstens vier bis sechs Monate stillt. Eine Stillberatung bereits vor der Geburt kann mehr Sicherheit geben.

  • Schwangerschaftsdiabetes kann völlig symptomlos sein. Deswegen gibt es in der Schwangerenvorsorge einen kostenlosen Test
  • Eine andere Ernährung und mehr Bewegung helfen, den Blutzucker zu senken – dann können Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes oft auf Insulin verzichten.
  • Stillen kann das Risiko für Folgeerkrankungen senken.
Stand: 14.11.2024