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Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Vollzeit, Teilzeit, Elternzeit: Wer macht was und wie viel davon? Spätestens wenn das Baby da ist, stehen Eltern vor der Frage, wie sie die Aufgabenteilung in der Familie künftig organisieren wollen. Modelle gibt es viele. Es gilt, das passende für sich zu finden.
Beruf und Familienarbeit sind meist ungleich aufgeteilt
In Deutschland entscheiden sich viele Paare nach der Geburt eines Kindes für eine Kombination aus Vollzeit- und Teilzeittätigkeit. Dabei übernehmen Frauen häufig den Großteil der Erziehungs- und Hausarbeit und treten dafür beruflich kürzer. Das zeigt sich deutlich bei den Beschäftigungsverhältnissen von Vätern und Müttern mit Kindern bis 18 Jahre:
- 84 % der Männer und 17 % der Frauen mit minderjährigen Kindern haben 2022 in Vollzeit gearbeitet (mehr als 36 Stunden pro Woche).
- 7 % der Männer und 51 % der Frauen haben in Teilzeit gearbeitet (bis zu 36 Stunden pro Woche).
- 8 % der Männer und 31 % der Frauen waren nicht erwerbstätig.
Die Zahlen lassen erkennen, dass Paare mit der Aufteilung der Aufgaben in Familie und Beruf Weichen für die Zukunft stellen, die später unter Umständen nur schwer wieder umzustellen sind: Eine ungleiche Verteilung der Familienarbeit bleibt meist bestehen, bis die Kinder groß sind.
Deshalb ist es wichtig, schon in der Schwangerschaft über den künftigen Familienalltag nachzudenken und offen über Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse für das bevorstehende Leben mit einem oder mehreren Kindern zu sprechen.
Berufliche Auszeiten bringen oft langfristige Nachteile mit sich
Studien zeigen, dass Mütter sich eher für längere berufliche Auszeiten und eine dauerhafte Teilzeitarbeit entscheiden. Beides wirkt sich auf die weitere berufliche Entwicklung und spätere Rentenansprüche aus.
Deshalb ist es wichtig, diese Nachteile möglichst gering zu halten und später auszugleichen.
Denkbar ist etwa, dass beide vollzeitnah arbeiten oder sich mit der Vollzeit- und der Teilzeittätigkeit abwechseln. Sind beide Elternteile gut im Berufsleben verankert, bietet dies mehr finanzielle Sicherheit. Denn der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine längere Krankheit kann jede Familie treffen. Dann wird es oft schwierig, das Familieneinkommen zu sichern.
Bei der Familiengründung denken die meisten Menschen nicht an die Möglichkeit einer späteren Trennung. Die Realität zeigt jedoch, dass mehr als jede dritte Ehe in Deutschland geschieden wird. Besteht kein anders lautender Vertrag, werden bei einer Scheidung das zu Ehezeiten erworbene Vermögen und die Rentenpunkte unter beiden Partnern aufgeteilt (Zugewinn- und Versorgungsausgleich). Unter bestimmten Umständen besteht nach der Trennung auch ein Recht auf Ehegattenunterhalt. Anders ist es bei unverheirateten Paaren. Hier gibt es diese Ansprüche nicht. Wer plötzlich allein auf sich gestellt ist, kann bis ins Alter hinein in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Paare, die sich dauerhaft für das Vollzeit-Teilzeit-Modell entscheiden, tun deshalb gut daran, sich über die langfristigen rechtlichen und finanziellen Folgen Klarheit zu verschaffen. Beide sollten sich gut absichern. Um Nachteile für einen der beiden Elternteile zum Beispiel bei den Rentenansprüchen auszugleichen, kann eine anwaltliche Beratung hilfreich sein. Das gilt insbesondere für unverheiratete Elternpaare.
Staatliche Unterstützung: Elternzeit, Elterngeld und Kindererziehungszeiten
Elternzeit, Elterngeld und ElterngeldPlus machen es Müttern und Vätern leichter, ihre Erwerbstätigkeit vorübergehend zu unterbrechen oder einzuschränken und für ihr Kind da zu sein. Indem diese Leistungen zwischen beiden Eltern aufgeteilt werden können, sind vielfältige Kombinationen möglich. Familien können so verschiedene und passende Lösungen für sich finden. Mehr Informationen dazu finden Sie im Text Elternzeit und Elterngeld.
Gut zu wissen: Während der ersten 3 Lebensjahre eines Kindes werden Kindererziehungszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung angerechnet. Die Beiträge zur Rentenversicherung zahlt der Bund unabhängig davon, ob Sie Elternzeit beanspruchen oder erwerbstätig sind. Mehr dazu finden Sie auf dem Familienportal des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Väter in Elternzeit – für alle ein Gewinn
Viele Väter wünschen sich laut „Väterreport“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Alltag mehr für ihr Kind da zu sein. Aus diesem Grund gehen immer mehr Väter in Elternzeit. Obwohl die meisten nur die beiden Partnermonate in Anspruch nehmen, kann diese Zeit doch für alle ein Gewinn sein. Sie gibt Vätern die Chance, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen und eine ganz eigene Bindung zu ihm aufzubauen – eine Bindung, die sich auch auf die Aufteilung der Familienarbeit auswirken kann.
Väter in Elternzeit bekommen oft einen neuen Bezug zu Hausarbeit und Kinderbetreuung – vor allem, wenn sie mehr als nur die beiden Partnermonate nehmen. Das gilt besonders dann, wenn nicht beide Eltern gleichzeitig in Elternzeit gehen, sondern der Vater für einige Zeit zu Hause die Hauptverantwortung trägt. Später beteiligen sie sich häufig auch langfristig stärker an der Kinderbetreuung und der Hausarbeit als andere.
Die Familienarbeit bewältigen
Wird nicht auch die häusliche Arbeit neu verteilt, führt das schnell zu Überlastungen. Übernehmen dagegen beide Eltern berufliche und familiäre Aufgaben, und ist die Arbeitsteilung nicht „in Stein gemeißelt“, sind sie meist flexibler: Sie haben dann mehr Spielraum, um die Aufgabenteilung von Zeit zu Zeit neu zu verhandeln. Denn nicht nur äußere Umstände, sondern auch die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern können sich ändern.
Wer neue Aufgaben übernimmt, sollte an anderer Stelle entlastet werden – egal, ob es sich um berufliche oder familiäre Aufgaben handelt. Jeder Arbeit für die Familie sollte dabei der gleiche Wert beigemessen werden.
Meistens ist Unterstützung von außen nötig, wenn beide Elternteile erwerbstätig sind:
- Kinderbetreuung: Suchen Sie frühzeitig eine passende KiTa oder Tagespflegestelle. Tipps dazu finden Sie im Text „Die richtige Betreuung für Ihr Kind“. Planen Sie für den Start Ihres Kindes in der Betreuungsstelle eine ausreichende Eingewöhnungszeit ein, die mehrere Wochen dauern kann.
- Hilfe im Haushalt: Überlegen Sie, welche Hilfe Sie im Haushalt und mit den Kindern in Anspruch nehmen können und wollen, zum Beispiel für Reinigungsarbeiten, Einkaufen, das Abholen und Bringen der Kinder und Ähnliches.
Hilfreich: Ein Notfallplan
Die Tagesmutter ist krank oder die Kita geschlossen? Es steht eine Dienstreise an? Sie möchten als Paar einen Abend zu zweit verbringen oder brauchen einfach mal ein paar Stunden Freiraum?
Ist der Nachwuchs da, bemerken Eltern schnell, wie wichtig Rat und Hilfe von anderen sein können. Neben bezahlten Hilfen gibt es vielleicht Angehörige und Nahestehende, die bereit sind, Sie zu unterstützen. Auch ein mit anderen Eltern gebildetes Netzwerk kann dazu beitragen, sich in plötzlichen Notsituationen gegenseitig zu entlasten. Im Familienalltag ist es immer gut, einen „Plan B“ parat zu haben.