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Frühgeburt: Wenn es der Nachwuchs eilig hat

Bis zu acht Prozent der Babys in Deutschland kommen zu früh zur Welt, also vor der 37. Schwangerschaftswoche. Ihre Überlebens- und Entwicklungschancen haben sich im Vergleich zu früher deutlich verbessert. Sind Risikofaktoren und Anzeichen bekannt, lässt sich eine Frühgeburt in manchen Fällen auch hinauszögern.

Wann ist eine Geburt eine Frühgeburt?

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Ein Kind gilt als Frühgeburt, wenn es früher als drei Wochen vor dem errechneten Termin – also vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche – zur Welt kommt. Wird ein Kind vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren, ist es ein „sehr früh Geborenes“. Je nach Schwangerschaftswoche hatten die Organe von früh geborenen Kindern nicht genug Zeit, um sich voll zu entwickeln. Manche Körperfunktionen wie das Atmen oder das Immunsystem funktionieren dann noch nicht richtig. Dann benötigen sie medizinische Unterstützung.

Risikofaktoren für eine Frühgeburt

Warum ein Baby zu früh auf die Welt kommt, ist in etwa der Hälfte aller Fälle unklar. Oft gibt es nicht nur einen einzigen Auslöser, sondern es kommen mehrere Faktoren zusammen. Auch wenn die Auseinandersetzung mit dem Thema „Frühgeburt“ vielleicht Angst macht – das Wissen um mögliche Auslöser kann helfen. Manche Risikofaktoren sind nämlich beeinflussbar, etwa

  • Rauchen und das Konsumieren von Alkohol oder anderen Drogen,
  • psychischer Stress oder übermäßige körperliche Anstrengung, schwere körperliche Arbeit und
  • starkes Über- oder Untergewicht.

Nicht beeinflussbare Faktoren sind zum Beispiel Mehrlinge, ein Alter unter 18 oder über 35 Jahren. Wer wirtschaftlich und sozial unter schlechten Bedingungen lebt, hat ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt.

Erkrankungen und organische Ursachen für eine Frühgeburt

Neben dem Lebensstil oder dem Alter können auch Erkrankungen eine Frühgeburt begünstigen. So sind Infektionen ein möglicher Grund für eine Frühgeburt – zum Beispiel, wenn sie eine Entzündung der Vagina, eine Blasenentzündung oder eine Parodontitis verursachen. Deswegen ist es wichtig, alle entzündlichen Erkrankungen vor und auch während einer Schwangerschaft behandeln zu lassen.

Auch Erkrankungen oder Fehlbildungen an Gebärmutter und Plazenta können der Grund für eine Fehlgeburt sein. Manchmal ist zum Beispiel das Gewebe des Gebärmutterhalses zu schwach (Zervix-Insuffizienz) und der Muttermund öffnet sich zu früh.

Außerdem wird bei zu früh geborenen Kindern häufiger eine Fehlbildung festgestellt als bei reif geborenen Kindern. Vermutlich ist die Fehlbildung dann die Ursache der Frühgeburt.

Anzeichen für eine Frühgeburt

Häufig beobachten Schwangere Ihren Körper sehr genau – und merken deshalb früh, dass etwas „anders“ oder „komisch“ ist. Manchmal sind die Anzeichen für eine Frühgeburt sehr deutlich, etwa wenn die Schwangere vorzeitige Wehen bemerkt. Dann spürt sie, dass sich die Gebärmutter über einen längeren Zeitraum immer wieder zusammenzieht (öfter als dreimal stündlich). Diese Kontraktion wird oft von einem Ziehen im unteren Rücken begleitet.

In anderen Fällen sind die Anzeichen für eine Frühgeburt weniger eindeutig. Manchmal bemerken die Schwangeren nur ziehende, menstruationsähnliche Schmerzen oder haben das Gefühl, dass das Gewicht des Babys mehr als sonst „nach unten drückt“. Auch blutiger Ausfluss kann ein Vorbote für eine Frühgeburt sein. Ist der Ausfluss schleimig, ist vielleicht der Schleimpfropf frühzeitig abgegangen, der eigentlich den Muttermund verschließen sollte. Im äußersten Fall kann die Fruchtblase vorzeitig platzen und Fruchtwasser abgehen.

Wenn schwangere Frauen solche Anzeichen bemerken, sollten sie umgehend Kontakt mit ihrer Frauenärztin, ihrem Frauenarzt, ihrer Hebamme oder einer Geburtsklinik aufnehmen. Dort lässt sich mit verschiedenen Untersuchungen herausfinden, ob sich tatsächlich eine Frühgeburt ankündigt, etwa mit einer Ultraschall-Untersuchung oder einem CTG.

Behandlungen: Die Frühgeburt hinauszögern

Werden die Vorzeichen einer Frühgeburt rechtzeitig erkannt, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, sie zu verhindern oder die Geburt möglichst lange hinauszuschieben. Das Kind entwickelt sich während der Schwangerschaft sehr schnell und jeder Tag zählt, an dem das Ungeborene weiter im Mutterleib heranwachsen kann. Je reifer das Kind bei der Geburt ist, desto besser ist generell die Chance, dass sich das zu früh geborene Kind gesund entwickelt.

Welche Therapie für die Schwangere infrage kommt, hängt von mehreren Faktoren ab: zum Beispiel von der Schwangerschaftswoche oder davon, ob die Frau bereits einmal eine Frühgeburt hatte. Manche Frauen erhalten das schwangerschaftserhaltende Hormon Progesteron, um die Geburt hinauszuschieben. Das Medikament wird über eine Kapsel oder ein Gel in die Vagina eingeführt. Auch eine sogenannte Cerclage um den Gebärmutterhals kann die Geburt verzögern. Das ist eine Art Band, das die Gebärmutter bis zur Geburt verschließt. Ob ein Pessar etwas nützt, ist bisher nicht geklärt. Dabei handelt es sich um einen Silikonring, der um den Gebärmutterhals gelegt wird und eine zu weite Öffnung verhindert. Gleiches gilt für Bettruhe: Hier reicht die Studienlage nicht aus, um einen klaren Effekt zu belegen.

Wehenhemmende Medikamente sollen eine Geburt in der Regel für 48 Stunden hinauszögern. Diese Schonfrist nutzen die Ärztinnen und Ärzte, um über die Gabe eines Kortisons die Lungenreifung des Babys zu beschleunigen oder die Mutter in ein spezielles Perinatalzentrum zu verlegen. 

Verbesserte Chancen

Frühgeborene haben heute weitaus bessere Überlebenschancen als noch vor einigen Jahren. Babys, die zwischen der 28. und 32. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, überleben zu 95 Prozent. Zu verdanken ist das den Fortschritten in der Geburtsmedizin und bei der Versorgung der Neugeborenen.

Durch die Entwicklungen in der Neugeborenen-Intensivmedizin haben sich die Behandlungsmöglichkeiten auch von extrem früh geborenen Kindern erheblich verbessert. Dennoch zeigt ein Viertel der Kinder bei Frühgeburten vor der 28. Schwangerschaftswoche Beeinträchtigungen. Ob ein Frühgeborenes eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung haben wird, ist meist nur schwer vorherzusagen, weil die Entwicklung jedes Kindes von vielen verschiedenen Faktoren abhängt.

Stand: 25.07.2024