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Was passiert beim Kaiserschnitt?

Wenn ein Baby nicht vaginal auf die Welt kommen kann oder soll, bleibt nur die Geburt durch einen Kaiserschnitt (Sectio caesaria). Manchmal fällt die Entscheidung dafür erst während der Geburt. Eltern kann es dann helfen, wenn sie sich schon vor der Geburt darüber informiert haben, wann ein Kaiserschnitt nötig ist und wie dieser abläuft.

Kaiserschnitt: Geplant, ungeplant oder Notkaiserschnitt

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In Deutschland werden mehr als 30 Prozent aller Kinder durch einen Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Manchmal entscheiden sich die Eltern schon vor der Geburt für einen Kaiserschnitt (geplanter Kaiserschnitt). Ein solcher Kaiserschnitt heißt auch „primärer Kaiserschnitt“. Der geplante Kaiserschnitt kann medizinische Gründe haben oder dem Wunsch der Mutter entsprechen. In diesem Fall warten die Ärztinnen und Ärzte nicht ab, bis die Geburt begonnen hat. Stattdessen wird ein Zeitpunkt rund um den errechneten Geburtstermin vereinbart, an dem der Kaiserschnitt stattfindet.

Wird die Entscheidung für einen Kaiserschnitt erst während der Geburt getroffen, heißt er auch sekundärer Kaiserschnitt. Zu einem solchen ungeplanten Kaiserschnitt kommt es, wenn Komplikationen eine vaginale Geburt doch nicht mehr möglich machen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Geburt längere Zeit nicht vorangeht oder die Mutter sehr erschöpft ist.

Ein Sonderfall ist der Notkaiserschnitt (Notsectio). Hier fällt die Entscheidung für einen Kaiserschnitt oft in wenigen Minuten, weil Mutter oder Kind in Gefahr sind. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Herzschlag des Babys über einen längeren Zeitraum zu schwach ist oder die Mutter viel Blut verliert. Im Jahr 2021 wurden rund 10 000 Babys so auf die Welt gebracht.

Gründe für einen Kaiserschnitt

Gründe für einen Kaiserschnitt gibt es viele – aber nur wenige sind zwingend. Nur in 10 Prozent der Kaiserschnitte liegt eine „absolute Indikation“ für einen Kaiserschnitt vor. Das heißt, es gibt aus medizinischer Perspektive keinen anderen Weg für die Geburt. Das ist der Fall,

  • wenn das Kind quer im Bauch der Mutter liegt (Querlage),
  • die Gebärmutter zu reißen droht,
  • die Plazenta den Muttermund verschließt (Plazenta praevia) oder
  • sich die Plazenta vorzeitig löst.

In allen anderen Fällen ist die Situation nicht so klar. Es gibt dann Gründe für oder gegen einen Kaiserschnitt („relative Indikation“). Manchmal lässt sich nicht sicher vorhersagen, ob die Geburt vaginal klappen wird oder ob vielleicht doch noch ein Kaiserschnitt notwendig wird. „Relative Indikationen“ sind zum Beispiel, dass die Frau schon einmal einen Kaiserschnitt hatte oder dass das Kind mit dem Po voraus Richtung Becken liegt (Beckenendlage). Auch ein relativ großes Kind, eine Vorerkrankung der Mutter wie ein Diabetes mellitus oder eine Mehrlingsschwangerschaft können Gründe sein, über einen Kaiserschnitt nachzudenken.

In diesem Fall besprechen die Eltern und die Ärztinnen und Ärzte gemeinsam, was für Mutter und Kind das Beste ist. Ziel ist es, die Eltern so gut zu informieren, dass sie sich mit der Entscheidung wohlfühlen.

Kaiserschnitt: Eine informierte Entscheidung treffen

Viele Eltern haben eine Wunschvorstellung davon, wie die Geburt ihres Kindes ablaufen soll. Manche Frauen haben Angst vor der vaginalen Geburt und wünschen sich deswegen einen Kaiserschnitt. Andere Frauen wollen ihr Kind unbedingt natürlich und möglichst ohne geburtshilfliche Eingriffe auf die Welt bringen und einen Kaiserschnitt vermeiden.

Oft hilft es, sich vor der Geburt über die Vor- und Nachteile eines Kaiserschnitts zu informieren und zu wissen, wie ein Kaiserschnitt ablaufen würde. Das gilt auch, wenn eine vaginale Geburt geplant ist. Sollte unter der Geburt doch ein Kaiserschnitt nötig sein, wird die Entscheidung dazu vielleicht weniger als Überfall empfunden.

Ärztinnen und Ärzte sind in jedem Fall angehalten, Eltern ausreichend zu informieren. Das ist vor allem dann wichtig, wenn aus medizinischer Sicht nicht ganz sicher ist, was die bessere Alternative ist. Haben Sie also keine Hemmung, nachzufragen, wenn Ihnen medizinische Begriffe oder Sachverhalte nicht klar sind. Nur so können Sie eine informierte Entscheidung treffen. Erklärungen zu den Vor- und Nachteilen eines Kaiserschnitts finden Sie auch im Artikel „Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt“.

Eine Sondersituation ist der Notkaiserschnitt. Notkaiserschnitt bedeutet, dass Mutter oder Kind durch eine Komplikation während der Geburt in ernste Gefahr geraten. Dann müssen Ärztinnen oder Ärzte oft innerhalb weniger Minuten eine Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt treffen. Dann bleibt meist keine Zeit, lange über die Entscheidung zu sprechen. Auch in diesem Fall kann es Eltern helfen, wenn sie sich im Vorfeld mit dem Ablauf eines Kaiserschnitts auseinandergesetzt haben.

Ablauf eines Kaiserschnitts: Vorbereitungen

Bevor es mit dem Kaiserschnitt losgeht, bekommt die Schwangere eine Infusion gelegt. So kann sie jederzeit schnell Medikamente oder Flüssigkeit erhalten, wenn es nötig ist.

Bei einem Kaiserschnitt ist neben dem Geburts-Team auch ein Narkose-Arzt oder eine Narkose-Ärztin anwesend. Er oder sie bleibt während des ganzen Eingriffs bei der Schwangeren und sorgt dafür, dass sie vom Eingriff nichts spürt.

In der Regel ist die Schwangere während des Kaiserschnitts bei Bewusstsein. Eine spinale Anästhesie oder Periduralanästhesie (PDA) schaltet gezielt das Empfinden im Unterleib aus. Für diese Art der Schmerzausschaltung wird ein Betäubungsmittel in den Bereich um das Rückenmark gegeben. Nur bei einem Notkaiserschnitt ist eine Vollnarkose nötig, weil das schneller geht und in diesem Fall jede Minute zählt.

Dann beginnen die weiteren Vorbereitungen für die Operation. Die Schwangere erhält meist einen Blasenkatheter, weil sie durch die Betäubung den Urin nicht mehr kontrollieren kann. Auf dem OP-Tisch liegend wird sie dazu aufgefordert, ihre Arme seitlich auszustrecken. Manchmal unterstützen leichte Binden an den Armen dabei, dass die Mutter ruhiger liegt. Diese Stellung empfinden viele Schwangere als unangenehm. Sie ist aber nötig, damit die Infusion läuft und die Ärztin oder der Arzt gut arbeiten können.

Obwohl die Schwangere bei Bewusstsein ist, bekommt sie den Eingriff nicht zu sehen. Ein kleiner Vorhang über dem Bauch verdeckt die Sicht auf die Operation. Ist alles vorbereitet, darf die Begleitperson dazukommen. Auch sie erhält vom Krankenhaus spezielle OP-Kleidung. Sie positioniert sich am Kopf der Schwangeren und begleitet die Geburt von dort.

Ablauf eines Kaiserschnitts

Sind Mutter, Fachkräfte und Begleitperson bereit, geht meist alles ganz schnell. In der Regel dauert es nur wenige Minuten, bis die Ärztin oder der Arzt die Bauchhöhle und die Gebärmutter eröffnet hat und das Baby auf die Welt kommt. Die Hebamme steht dann schon bereit und nimmt das Baby entgegen. Ist die Nabelschnur durchtrennt, darf die Mutter das Baby willkommen heißen. Bevor es der Mutter endgültig übergeben wird, nehmen die Hebamme und eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt das Baby kurz mit und überprüfen, ob es gut atmet und auch sonst alles in Ordnung ist. Danach darf das Baby erst einmal bei der Mutter bleiben. Ist die Mutter dafür zu erschöpft, kann auch der Vater, die Co-Mutter oder die Begleitperson das Baby warmhalten.

Zur gleichen Zeit kümmert sich die Ärztin oder der Arzt um die Nachgeburt. Bei einem Kaiserschnitt wird die Plazenta nicht über die Vagina ausgestoßen, sondern direkt bei der Operation entfernt. Anschließend wird die Wunde genäht. Das dauert meist deutlich länger als die Entbindung des Kindes, denn die Gebärmutterwand und die Schichten der Bauchwand werden alle einzeln verschlossen.

Im Sonderfall eines Notkaiserschnitts erhält die Frau eine Vollnarkose und erlebt den Kaiserschnitt deswegen nicht mit. Während des Nachschlafs kümmern sich die Hebamme und das ärztliche Personal um das Baby. Sobald die Frau wach ist, darf sie ihr Baby kennenlernen.

Prinzipiell spricht nichts dagegen, dass Sie nach dem Kaiserschnitt aufstehen und herumgehen. Es kann aber sein, dass Sie durch die Betäubung noch wacklig auf den Beinen sind. Deswegen sollte Ihnen eine Pflegekraft bei den ersten Schritten helfen. Oft sind die Frauen aber froh, wenn sie sich nach der Operation noch ein paar Stunden im Liegen ausruhen können.

Ein Kaiserschnitt ist eine echte Operation. Auch wenn die Sicht auf den Bauch durch einen Vorhang verdeckt wird, kann es also durchaus vorkommen, dass es der Begleitperson während des Kaiserschnitts zu viel wird. Wenn Sie als Begleitung bemerken, dass Ihnen schwindlig oder übel wird, sollten Sie das dem Operationspersonal unbedingt frühzeitig mitteilen. Dann kann sich jemand um Sie kümmern oder Sie auch nach draußen begleiten, bis es Ihnen wieder besser geht.

Nach dem Eingriff

Ist der Kaiserschnitt beendet, wird die Mutter in den Kreißsaal verlegt. Hier bleibt sie, bis sicher ist, dass es ihr gut geht und keine Komplikationen zu erwarten sind. Das Baby folgt ihr gemeinsam mit Hebamme und Begleitperson in einem eigenen kleinen Bettchen.

Mutter und Kind bleiben für die nächsten Tage erst einmal im Krankenhaus. So lässt sich sicherstellen, dass die Mutter medizinisch gut versorgt ist und ausreichend Unterstützung bei der Versorgung ihres Babys hat. Der Kaiserschnitt ist eine große Bauchoperation, und die Mutter sollte im Anschluss ärztlich gut betreut werden. Manchmal haben Mütter nach dem Eingriff noch Schmerzen oder fühlen sich noch nicht kräftig genug, um das Baby alleine zu füttern, zu wickeln und herumzutragen. Das Pflegepersonal wird sich bemühen, Ihnen so gut wie möglich unter die Arme zu greifen. Manchmal ist auf der Station viel Stress – deswegen schadet es nicht, wenn Sie zusätzlich eine vertraute Person unterstützt.

Gegen den Wundschmerz gibt es Schmerzmittel. Ist der Wundschmerz trotzdem sehr stark, sollte die Frau dem Klinikpersonal Bescheid geben. Dann können die Schmerzmedikamente angepasst werden. In der Regel werden die Schmerzen aber jeden Tag weniger. Viele Frauen haben nach einem Kaiserschnitt Blähungen und Verstopfung. Das liegt daran, dass der Darm während der Operation seine Arbeit einstellt und erst wieder in Schwung kommen muss.

Sind Mutter und Kind schließlich so weit, dass sie die Klinik verlassen dürfen, übernimmt zu Hause eine Nachsorge-Hebamme die weitere Betreuung.

Mögliche Komplikationen beim Kaiserschnitt

Wie bei jeder Operation kann es auch bei einem Kaiserschnitt zu Komplikationen kommen. Es kann zum Beispiel passieren, dass beim Eröffnen der Gebärmutter das Baby mit dem Skalpell leicht verletzt wird (ca. 2 Prozent). Fällt die Entscheidung für den Kaiserschnitt erst während der Geburt, ist das Baby manchmal schon weit in das mütterliche Becken eingetreten. Dann kann es sein, dass der Kopf des Babys dort feststeckt (ca. 1,5 Prozent). Das kommt vor allem bei Notkaiserschnitten vor. Ärztinnen und Ärzte wenden dann bestimmte Griffe an, um das Baby zu lösen, oder sie müssen den Bauchschnitt vielleicht vergrößern.

Mütter haben bei einem Kaiserschnitt ein drei- bis zehnfach höheres Risiko für Komplikationen als bei einer vaginalen Geburt. Das hängt aber auch damit zusammen, dass die Ausgangssituation bei Frauen mit Kaiserschnitt oft schon komplizierter ist. Bei der Operation kann es zu größeren Blutungen kommen, oder die Ärztinnen oder Ärzte verletzen unabsichtlich andere Organe im Bauchraum, etwa die Harnblase, den Darm, Nerven oder Blutgefäße.

Kaiserschnitt-Babys haben im Vergleich zu vaginal geborenen Babys häufiger vorübergehend Probleme mit der Atmung. Das gilt vor allem bei geplanten Kaiserschnitten, weil hier die Wehen als Faktor für die Lungenreifung fehlen. Mehr Informationen zu Vor- und Nachteilen eines Kaiserschnitts finden Sie im Artikel „Entscheidung für oder gegen einen Kaiserschnitt“.

Stand: 17.06.2024

Amboss (2023). Sectio-caesarea – Komplikation Zephale Dystokie. Webportal AMBOSS Klinische Praxis.

AWMF (2020). Sectio caesarea. Vereinheitlichte S3-Leitlinie der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG, OEGGG und SGGG), Reg.-Nr. 015-084.

Berghella, V. (2023). Cesarean birth: Postoperative care, complications, and long-term sequelae. Uptodate.

Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) (2021). Geburtshilfe - Qualitätsindikatoren und Kennzahlen. Bundesauswertung zum Erfassungsjahr 2020.

Keag, O. E., Norman, J. E. & Stock, S. J. (2018). Long-term risks and benefits associated with cesarean delivery for mother, baby, and subsequent pregnancies: Systematic review and meta-analysis. PLoS medicine, 15(1), e1002494. DOI: 10.1371/journal.pmed.1002494.