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Schwanger mit Zwillingen
Eine Schwangerschaft mit Zwillingen ist nicht einfach nur eine Schwangerschaft mit zwei Einlingen. Es gibt einige wichtige Unterschiede zu einer „normalen“ Schwangerschaft – auch in der Schwangerenvorsorge, bei der Wahl des Geburtsortes und bei der Geburt.
Wie kommt es zu Zwillingen?
Eine Schwangerschaft mit mehreren Babys gleichzeitig ist selten. Rund zehn von eintausend Schwangerschaften sind Zwillingsschwangerschaften, zu Drillingen kommt es bei ungefähr einer von siebentausend Schwangerschaften. Besonders häufig kommt es nach einer Kinderwunschbehandlung zu einer Mehrlingsschwangerschaft und zwar dann, wenn sich Frauen gleich mehrere Embryonen einsetzen lassen.
Zwillinge können entweder „eineiig“ oder „zweieiig“ sein. Bei eineiigen Zwillingen entstehen zwei Babys aus einer Eizelle, die von einem Spermium befruchtet wurde. Entsprechend gleichen sich die beiden Kinder „wie ein Ei dem anderen“. Zweieiig bedeutet, dass zwei unterschiedliche Eizellen von je einem Spermium befruchtet wurden. Dieser Fall ist häufiger und macht rund siebzig Prozent der Zwillingsschwangerschaften aus.
Ob die Zwillinge eineiig oder zweieiig sind, ist eine wichtige Information. Denn eineiige Zwillinge werden in der Schwangerenvorsorge noch sorgfältiger überwacht als zweieiige Zwillinge. Eineiige Zwillinge haben nämlich einige Besonderheiten, etwa dass manchmal einer der Zwillinge sich nicht so gut entwickelt wie der dominantere Zwilling.
Die Frauenärztin oder der Frauenarzt versucht bereits zwischen der 11. und 14. Schwangerschaftswoche mithilfe von Ultraschalluntersuchungen herauszufinden, ob die Zwillinge eineiig oder zweieiig sind. Mit dem Ultraschall lässt sich auch sehen, ob beide Zwillinge gut versorgt sind. Ein Ultraschall-Bild, auf dem das gut dokumentiert ist, sollte in den Mutterpass eingelegt werden.
Mehr Babys – mehr Sorgen?
Werdende Eltern von Zwillingen befinden sich oft in einer ganz besonderen Situation. In vielen Fällen haben sie eine oder mehrere Kinderwunschbehandlungen hinter sich. Hat es mit dem Schwangerwerden endlich geklappt, ist die Sorge besonders groß, dass doch noch etwas schiefgeht. Zudem werden die Eltern meist schon früh auf die höhere Komplikationsrate bei Zwillingsschwangerschaften hingewiesen.
Zwillingsschwangerschaften bringen tatsächlich einige besondere Herausforderungen für Mutter und Kinder mit sich. So kommen viele Zwillinge zu früh auf die Welt. Auch die Wahrscheinlichkeit für ein zu geringes Wachstum oder für Fehlbildungen ist höher. Die Mutter muss mehr Gewicht tragen, der Bauch wächst früher und kann sehr groß werden. Außerdem muss sie besonders sorgfältig in Hinblick auf Schwangerschaftskomplikationen wie Bluthochdruck überwacht werden.
Besonderheiten in der Schwangerenvorsorge bei Zwillingsschwangerschaften
Wegen der besonderen Herausforderungen haben Mütter von Zwillingen in der Schwangerschaft Anspruch auf eine besonders intensive Betreuung. So finden zum Beispiel die Vorsorgeuntersuchungen nicht monatlich, sondern alle zwei Wochen statt. Ab der 28. Schwangerschaftswoche untersucht die Frauenärztin oder der Frauenarzt die Schwangere sogar jede Woche.
Die Schwangere erhält zudem mindestens monatlich eine Ultraschall-Untersuchung, bei eineiigen Zwillingen oder Komplikationen sogar noch öfter.
Wie bei jeder Schwangerschaft wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen zusätzlich pränataldiagnostische Untersuchungen anbieten, die gezielt nach Hinweisen auf Fehlbildungen oder chromosomale Abweichungen suchen. Solche Fehlbildungen sind bei Zwillingsschwangerschaften etwas häufiger als bei Einlingen. Dennoch liegt die Entscheidung ganz bei Ihnen, ob Sie etwas über mögliche Einschränkungen Ihrer Kinder wissen möchten oder nicht. Welche Aspekte dabei zu bedenken sind, können Sie im Text „Was ist Pränataldiagnostik?“ nachlesen.
Ja. Auch Zwillinge profitieren vom Stillen – es erfordert aber etwas Übung und Geduld und am besten zusätzliche helfende Hände. Professionelle Unterstützung gibt es von der Nachsorge-Hebamme oder einer Stillberaterin. Zwillinge lassen sich gemeinsam oder einzeln stillen. Gemeinsam stillen spart Zeit, einzeln stillen ermöglicht der Mutter mehr Zuwendung für das jeweilige Baby. Viele Mütter haben ein Heft, in das sie notieren, wer wann wie lange und an welcher Brust gefüttert wurde. Das hilft, den Überblick zu bewahren. Einige Zwillingsmütter entscheiden sich für die sogenannte Zwiemilch-Ernährung. Das heißt, jedes Baby wird abwechselnd gestillt und mit der Flasche gefüttert.
Eineiige Zwillinge teilen vieles – zum Beispiel die Eizelle, aus der sie entstehen. Anders als zweieiige Zwillinge werden sie auch meist von nur einer Plazenta versorgt. Nicht immer ist die Plazenta dabei gleichmäßig aufgeteilt. Das kann der Grund sein, dass einer der Zwillinge kleiner bleibt und sich nicht so gut entwickelt. Auch kann es vorkommen, dass ein Baby zu wenig mit Blut versorgt wird, der andere aber zu viel (fetofetales Transfusionssyndrom). Das kann eine starke Belastung für die Herzen der Zwillinge bedeuten. Die intensivere Schwangerenvorsorge hilft, solche Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Eine Schwangerschaft mit mehr als zwei Babys ist extrem selten und kommt vor allem nach Kinderwunschbehandlungen vor. Vieles, was für Zwillingsschwangerschaften gilt, trifft so auch auf Schwangerschaften mit mehr Babys zu. Einige Herausforderungen sind aber noch größer als bei Zwillingen – zum Beispiel kommen die Babys im Schnitt noch früher auf die Welt: Drillinge zum Beispiel schon nach rund 32 Wochen und Vierlinge sogar schon nach rund 30 Wochen. Ein anderes Beispiel ist die Präeklampsie: Diese kann bei Schwangeren mit mehr als zwei Babys bis zu doppelt so häufig auftreten wie bei Zwillingsschwangerschaften. Damit Mutter und Kinder möglichst sicher durch die Schwangerschaft kommen, werden sie von Beginn an besonders intensiv überwacht oder vielleicht sogar an spezialisierte Zentren überwiesen.
Geburtsort und Geburtszeitraum bei Zwillingsschwangerschaften
Bei der Wahl des Geburtsortes sind Eltern von Zwillingen etwas eingeschränkter als Eltern von Einlingen. Da eine Zwillingsgeburt medizinisch anspruchsvoller ist, scheiden eine Hausgeburt oder ein Geburtshaus aus. Bei der Suche nach einer Klinik, die Erfahrung hat mit Zwillingsgeburten, kann beispielsweise die Frauenärztin, der Frauenarzt oder die Hebamme beraten.
Handelt es sich um eine kompliziertere Schwangerschaft, kann die Geburt in einem spezialisierten Perinatalzentrum sinnvoll sein. In jedem Fall sollten die Eltern bereits frühzeitig Kontakt zur Klinik aufnehmen, am besten um die 32. bis 34. Woche herum. Zu lange sollten die Eltern nicht warten, weil die meisten Zwillinge spontan vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen. Setzen die Wehen nicht automatisch ein, wird die Geburt mit Beginn der 38. Woche oder noch früher eingeleitet. Studien zeigen, dass eine solche vorgezogene Geburt für Mutter und Kind gesundheitlich von Vorteil ist.
Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt?
Viele Eltern glauben, dass ein Kaiserschnitt bei Zwillingen die einzige Geburtsoption ist. In vielen Fällen ist aber auch eine natürliche, also vaginale Geburt möglich. Was die bessere Wahl ist, hängt unter anderem von der Schwangerschaftswoche, dem Gewicht und der Lage der Babys im Mutterbauch ab. Gute Voraussetzungen für eine vaginale Geburt sind beispielsweise ein Alter über 32 Schwangerschaftswochen, ein Gewicht von mindestens 1500 Gramm und die Lage mit dem Kopf voran (Schädellage). Aber auch wenn der führende Zwilling beispielsweise mit dem Po voran liegt (Beckenendlage), muss das eine vaginale Geburt nicht ausschließen.
Wie die Babys im individuellen Fall auf die Welt kommen sollen, besprechen die Ärztinnen und Ärzte der Geburtsklinik deshalb sehr genau mit den Eltern. Weil am Ende Sie als Eltern die Entscheidung treffen, sollten Sie sich ausführlich die Vor- und Nachteile aller Möglichkeiten erklären lassen. Sie müssen nicht sofort entscheiden, sondern sollten sich Zeit nehmen, alle Optionen in Ruhe zu durchdenken. Manchmal hilft ein zweites Beratungsgespräch, wenn beim Überlegen zu Hause neue Fragen auftauchen.
Unterstützung für Mehrlingseltern
Der Alltag mit Zwillingen kann anstrengend sein. Eltern von Zwillingen sollten sich deshalb früh überlegen, wie sie sich nach der Geburt Unterstützung organisieren können. Eine wichtige Stütze im Wochenbett ist eine Nachsorge-Hebamme, die Mutter und Kinder gut im Blick hat. Weil das Stillen von Zwillingen oft Fragen aufwirft, kann eine Stillbegleitung eine gute Idee sein. Im Alltag haben Sie die Möglichkeit, familienentlastende Dienste wie eine Haushaltshilfe zu beantragen.
Eine wichtige Stütze kann auch der Kontakt zu anderen Zwillingseltern sein. Inzwischen gibt es viele Initiativen, die Treffen von Eltern mit Mehrlingen organisieren. Erfahrungen auszutauschen und über Alltagsprobleme zu sprechen, kann vieles einfacher machen.
Auch rechtlich betrachtet gibt es bei Zwillingsschwangerschaften einige Besonderheiten. So verlängert sich die Mutterschutzfrist nach der Geburt um vier Wochen auf zwölf Wochen. Zudem können Sie für jedes Kind Elternzeit nehmen und erhalten einen Zuschlag auf das Elterngeld.