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Vater und Co-Mutter: Geburtsvorbereitung
Ob Vater, Co-Mutter oder beste Freundin – auch für die Begleitperson ist eine Geburt ein großes Ereignis. Eine gute Vorbereitung hilft, die werdende Mutter bestmöglich zu unterstützen – und auch, das Geburtsgeschehen zu verarbeiten.
Was heißt, sich gut auf die Geburt vorbereiten?
Die meisten Schwangeren haben bei der Geburt eine Begleitperson dabei, die sie unterstützt. Das ist meist der werdende Vater, manchmal auch die Co-Mutter, die beste Freundin oder die eigene Mutter.
Wer mit in den Geburtsraum geht, sollte sich gut darauf vorbereiten. Eine Geburt ist zwar ein natürlicher Vorgang. Trotzdem muss sie von einer ausgebildeten Hebamme betreut und nicht selten von einer Ärztin oder einem Arzt auch medizinisch versorgt werden. Es kann dabei hoch hergehen. Anders gesagt: Die Geburt eines Kindes ist kein Ereignis, bei dem werdende Eltern sich gut oder schlecht anstellen. Vielmehr ist sie ein komplexes Geschehen, dessen Verlauf sich nicht genau vorhersagen lässt.
Wer unvorbereitet mit in den Geburtsraum geht und von den Ereignissen dann vielleicht überfordert wird, ist keine große Hilfe. Werdende Väter und Co-Mütter begleiten ihre Partnerin nicht einfach zur Geburt. Das Dabeisein macht auch mit ihnen selbst (und jeder anderen Begleitperson) eine ganze Menge. Sie müssen also auch gut auf sich selbst aufpassen.
Oft hilft es, sich zu fragen:
- Habe ich mich auf die Geburtsbegleitung ausreichend vorbereitet – praktisch und mental? Zum Beispiel in einem Geburtsvorbereitungskurs.
- Habe ich mich bewusst und freiwillig für das gemeinsame Geburtserlebnis entschieden – und nicht nur, weil das heute so gemacht wird?
- Gibt es etwas, worüber ich mir Sorgen mache?
Wenn Sie noch keine Geburt erlebt haben, ist es völlig normal, sich neben aller Vorfreude auch Sorgen zu machen: Was genau wird auf mich zukommen? Gibt es Dinge, die ich bei der Geburt nicht sehen möchte? Werde ich der Gebärenden bei den Geburtsschmerzen wirklich helfen können? Und was machen wir, sollte die Geburt nicht verlaufen, wie wir uns das vorgestellt haben?
Für solche und andere Fragen nehmen sich Frauen und Paare am besten genügend Zeit. Vielleicht ergeben sich aus diesen Gesprächen weitere Themen, die Sie und Ihr Partner oder ihre Partnerin noch einmal in Ruhe mit der Hebamme oder dem Team der Geburtsklinik besprechen möchten.
Was bringt ein Geburtsvorbereitungskurs?
Ein Geburtsvorbereitungskurs ist eine gute Gelegenheit, der Hebamme als erfahrener Expertin für Geburten alle möglichen Fragen zu stellen. Außerdem können Sie in einem Kurs andere Schwangere, werdende Väter und Co-Mütter kennenlernen.
Ein Vorbereitungskurs ist auch eine gute Möglichkeit, sich im Alltag eine gemeinsame Zeit für die Schwangerschaft und die anstehende Geburt zu reservieren. Ein Kurs kann auch dann hilfreich sein, wenn Sie nicht mit in den Geburtsraum gehen. Werdende Eltern erfahren im Kurs alles Wichtige über den Schwangerschaftsverlauf, die kindliche Entwicklung im Mutterleib und den denkbaren Verläufen von Geburten. Welche Geburtsformen gibt es und welche Möglichkeiten zur Entspannung und Schmerzlinderung stehen zur Verfügung? Wie kann ich die Gebärende unterstützen, ohne mich selbst zu überfordern? Wie kann ich mit Situationen umgehen, in denen ich nur noch passiv dabei sein kann? Was kann ich tun, wenn ich Angst bekomme?
Nicht zuletzt ist ein Vorbereitungskurs eine gute Gelegenheit, noch einmal darüber nachzudenken, ob und wie Sie bei der Geburt dabei sein möchten oder nicht.
Warum möchte ich (nicht) bei der Geburt dabei sein?
Nicht jede Begleitperson entscheidet sich aus ganz freien Stücken für die Geburtsbegleitung. Studien zeigen, dass Väter dann bei der Geburt häufiger übermäßigen Stress erleben. Auch haben sie später eher das Gefühl, die eigenen Erwartungen und die der Mutter enttäuscht zu haben. Nach der Geburt ist bei ihnen das Risiko für depressive Verstimmungen erhöht.
Die Frage der Freiwilligkeit sollte deshalb kein Tabu sein. Vielleicht ist es dem werdenden Vater oder der werdenden Co-Mutter lieber, die Partnerin ‚nur‘ zur Klinik zu fahren, vor dem Geburtsraum zu warten und die junge Familie später dann nach Hause zu bringen. Das künftige Vater- oder Co-Mutter-Sein hängt nicht daran, ob er oder sie im Kreißsaal dabei war.
Vielleicht möchte die Schwangere auch lieber eine andere vertraute Person dabeihaben oder das Kind nur mit der Hebamme zur Welt bringen. Die Partnerin oder der Partner kann dann in den langen Stunden bis zum Ende der Eröffnungsphase bei ihr bleiben, damit sie nicht allein ist und immer jemanden zum Reden und Ermutigen hat. In der letzten Phase der Geburt lässt sich dann immer noch entscheiden, wer mit in den Geburtsraum geht.
Eine gemeinsame Einstellung finden
Ein Paar kann alle Fragen unter sich oder mit Freundinnen und Freunden klären, Ratgeberliteratur wälzen oder einen (gemeinsamen) Geburtsvorbereitungskurs besuchen. Da gibt es kein Besser oder Schlechter. Es kann helfen, wenn alle Beteiligten sich mit den Themen offen und ohne Druck beschäftigen und darüber reden.
Paare entwickeln während der Schwangerschaft oft eine Vorstellung davon, wie sie sich die Geburt wünschen. Erfahrungsgemäß enden die meisten Geburten zwar mit gesunden Kindern und glücklichen Eltern, aber sie verlaufen selten genauso wie vorgestellt. Etwa 40 % erleben eine Geburt, die mit einem Kaiserschnitt oder dem Einsatz einer Saugglocke oder Geburtszange zu Ende gebracht. Das gehört zur Normalität.
Jede Frau und jedes Paar sollte deshalb eine Einstellung zu der Tatsache finden, dass Geburten nur begrenzt planbar sind. Die Gebärende wird im Kreißsaal den Takt vorgeben und sagen, was sie möchte oder nicht. Am Ende aber muss sie darauf vertrauen können, bei der Hebamme und dem geburtshilflichen Team in guten Händen zu sein. Das gilt auch für den werdenden Vater, die Co-Mutter oder eine andere Begleitperson: Der Geburtsraum ist kein Ort für grundsätzliche Diskussionen; die müssen vorher geführt werden. Hier stehen die Hebammen und die Ärztinnen und Ärzte in ihrer professionellen Verantwortung. Trotzdem sollte das geburtshilfliche Team immer auch auf spontan auftretende Bedürfnisse und Sorgen der Gebärenden eingehen.
Der Geburt selbstbewusst entgegenzusehen und sich gleichzeitig den Unwägbarkeiten einer Geburt hingeben zu können, ist eine wichtige und zugleich auch spannende Herausforderung für jede werdende Mutter – und jedes werdende Elternpaar.
Eigener Informationsbedarf
Wer mit zur Geburt geht, weiß oft nicht so recht, was er bzw. sie von einem Geburtsvorbereitungskurs auch für sich selbst erwarten kann. Manchmal lässt sich erst im Rückblick sagen, welche Themen wichtig gewesen wären. Geburtsvorbereitungskurse bieten deshalb häufig einen Informationsabend nur für die werdenden Väter an (an dem selbst verständlich auch werdende Co-Mütter teilnehmen können). Meist kommt für einen solchen Abend ein männlicher Geburtshelfer als Ansprechpartner dazu.
In manchen Städten und Regionen werden Geburtsvorbereitungskurse auch allein für Männer angeboten, meist an einem Tag oder einem Wochenende in kompakter Form. Fragen Sie am geplanten Geburtsort danach. Kliniken und Geburtshäuser bieten oft eigene Kurse für unterschiedliche Bedürfnisse an.
Geburtsvorbereitung online?
Im Netz besteht auch die Möglichkeit, Online-Kurse zu kaufen, mit denen werdende Väter sich nach eigenem Zeitplan zu allen wichtigen Themen informieren können.
Kosten
In der Regel müssen werdende Väter und Co-Mütter die Kursgebühren selbst zahlen. Inzwischen übernehmen jedoch immer mehr Krankenkassen die Kosten für die Geburtsvorbereitung ganz oder anteilig. Es lohnt sich daher, bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen.
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