Ungeplant schwanger?
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Die Frau im Schwangerschaftskonflikt: Will ich das Kind?

Eine Schwangerschaft kommt nicht immer zum optimalen Zeitpunkt. Oft kündigt sich ein Kind ungeplant an. Ein Baby bekommen oder die Schwangerschaft abbrechen („Abtreibung“)? Manchmal ist diese Frage schnell entschieden, manchmal beginnt ein längerer Klärungsprozess.

Ich bin schwanger: und jetzt?

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Wenn der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis zeigt, ist dieser Augenblick für Frauen – ob mit oder ohne Kinderwunsch – meist ein aufwühlender Moment. Je nachdem, in welcher Lebenssituation sie sind, erleben sie Freude, Zuversicht und Stärke oder Schreck, Panik und Verunsicherung – oder alles im Wechsel. Der Gedanke an ein (weiteres) Kind ist jetzt nicht mehr theoretisch, sondern ganz real.

Viele Schwangerschaften sind ungeplant, was aber nicht bedeutet, dass sie auch ungewollt sind oder bleiben. Vielleicht hätten Sie sich einen anderen Zeitpunkt gewünscht. Oder Sie sind nicht sicher, ob Sie jetzt schon Mutter werden oder noch ein weiteres Kind bekommen möchten. Ob allein oder in einer Partnerschaft: Die ungeplante Schwangerschaft setzt vielleicht Vorhaben außer Kraft. Die Frage „Will ich bzw. wollen wir (noch) ein Kind bekommen?“ verlangt plötzlich keine allgemeine, sondern eine sehr klare Antwort.

Meist kommen Paare gemeinsam zu einem Ja oder zu einem Nein, nicht selten aber erst nach einer stürmischen Berg- und Talfahrt widersprüchlicher Gefühle. Bin ich/ sind wir zuversichtlich, wenn wir angesichts dieser Schwangerschaft an die Zukunft denken? Oder kann ich/ können wir die Schwangerschaft abbrechen und zu dieser Entscheidung später auch stehen?

Viele Fragen

Eine Schwangerschaft wirft immer grundsätzliche Fragen auf, für die eine Antwort gefunden werden muss: Möchte ich einen (weiteren) kleinen Menschen in meinem Leben begrüßen? Wer kann mich unterstützen? Ist genug Energie da, mein Leben umzustellen und einen neuen Menschen darin willkommen zu heißen? Unterstützt und bestärkt mich mein Partner bzw. der Vater des Kindes? Ist die Beziehung so tragfähig, dass sie anstrengende Zeiten aushält? Kann ich mir vorstellen, das Kind auch allein zu bekommen? Und traue ich mir die Schwangerschaft und Geburt zu? Macht mir eine weitere Schwangerschaft oder die Geburt Angst, weil es mir beim letzten Mal nicht gut gegangen ist?

Frauen mit einer körperlichen Beeinträchtigung oder chronischen Erkrankung sorgen sich vielleicht, ob ihr Körper einer Schwangerschaft und Geburt gewachsen ist und sie ausreichend unterstützt werden.

Viele Frauen beschäftigt auch die Frage nach ihrer beruflichen Situation: Sie fragen sich, welche Auswirkungen die Schwangerschaft auf ihre weitere Ausbildung und Karriere hat. Lassen sich die beruflichen Pläne auch mit einem Kind umsetzen? Manche sorgen sich, wie sie finanziell zurechtkommen, wenn sie (oder ihr Partner) erst einmal nicht oder nur in Teilzeit arbeiten können. Einige Frauen fragen sich auch, wie ihr Arbeitgeber, die Kolleginnen und Kollegen reagieren werden, wenn sie wegen Mutterschutz und Elternzeit ausfallen.

Ist es die erste Schwangerschaft, lässt sich nur schwer abschätzen, wie viel Kraft und auch Geld es kosten wird, ein Kind aufzuziehen. Auch wie das Leben mit oder ohne das Kind weitergehen wird, lässt sich nicht absehen. Es gibt viele Unwägbarkeiten, und trotz aller Überlegungen bleiben immer Ungewissheiten.

Werte und Überzeugungen

Hinzu kommen grundsätzliche Fragen, die die eigenen Werte und Überzeugungen betreffen: Welchen Stellenwert haben meine bzw. unsere Pläne gegenüber dem (weiteren) Kind? Wie stehe ich grundsätzlich zum Schwangerschaftsabbruch („Abtreibung“)? Hätte ich moralische Bedenken? Die Freiheit, im Rahmen der gesetzlichen Regelungen allein zu entscheiden, kann auch eine Last bedeuten.

Ist die Schwangerschaft das Ergebnis einer noch ganz frischen Beziehung oder einer nur flüchtigen Bekanntschaft, wirft dies die Frage auf: Kann ich mir mit diesem Mann eine Beziehung vorstellen? Und vor allem: Kann ich mir vorstellen, mit ihm ein Kind zu haben? Oder wäre für mich auch eine gemeinsame Elternschaft denkbar, ohne ein Paar zu sein?

Schwierige Entscheidungsfindung

Eine ungeplante Schwangerschaft ist eine Herausforderung für sich selbst und, wenn die Frau einen Partner hat, für die Beziehung. Häufig fühlen sich Frauen hin- und hergerissen zwischen verschiedenen Möglichkeiten, Wünschen, Zweifeln und oft auch unausgesprochenen Erwartungen ihrer Umgebung.

Es kann sein, dass Sie sich im Hin- und Herwenden von Fakten, im Grübeln und Ringen um den richtigen Weg überfordert und ratlos fühlen. Beide Wege können schwer oder nicht vorstellbar erscheinen: sowohl das Leben mit dem Kind als auch ein Schwangerschaftsabbruch.

Dem inneren Entscheidungsprozess trauen

Unsicherheiten und Widersprüche auszuloten, ist kein überflüssiger Prozess, sondern eine notwendige innere Prüfung, was möglich ist und was nicht. Das sorgfältige Einschätzen der eigenen Stärken, Kräfte und Reserven, aber auch möglicher Klippen und Stolperfallen ist wichtig für eine tragfähige Entscheidung, um sie auch zukünftig vor sich vertreten zu können. Denn wie auch immer sie ausfällt, sie wird ein Bestandteil der eigenen Lebensgeschichte sein.

Viele gehen durch diesen Klärungsprozess gemeinsam mit ihrem Partner und können sich darauf verlassen, dass er die Entscheidung mit ihnen trägt. Aber nicht alle Frauen haben einen Partner an ihrer Seite, einen unterstützenden Freundeskreis oder Familienmitglieder, die sie auf dem Weg zu einer guten Entscheidung begleiten. Manche sind auch dem Druck von Familie oder dem Partner ausgesetzt, die auf eine bestimmte Entscheidung drängen. Besonders dann kann eine unabhängige Beratung durch eine Schwangerschaftsberatungsstelle unterstützen und bei der Klärung helfen.

Stand: 16.02.2024

Helferich, C., Klindworth, H., Heine, Y. & Wlosnewski, I. (2016). Frauen Leben 3. Familienplanung im Lebenslauf von Frauen – Schwerpunkt: Ungewollte Schwangerschaften. Band 38: Forschung und Praxis der Sexualaufklärung und Familienplanung.

Minkus, L. & Drobnič S. (2021). Abortion: Life-Course Stages and Disruptive Life Events. Zeitschrift für Soziologie 2021; 50(3–4), 259–273. DOI: 10.1515/zfsoz-2021-0018.