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Vasektomie: Die Sterilisation des Mannes

Die Vasektomie ist eine Methode für Männer zur dauerhaften Verhütung. Dabei werden die beiden Samenleiter durchtrennt, sodass keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit gelangen.

Wie läuft eine Vasektomie ab?

© Westend61/Sandra Seckinger

Vor der Vasektomie findet eine ausführliche ärztliche Beratung statt. Dabei werden auch mögliche Vorerkrankungen und Beschwerden abgeklärt. Der Eingriff wird ambulant in einer urologischen Praxis oder einem urologischen Zentrum durchgeführt, meist unter örtlicher Betäubung. Auf Wunsch ist auch eine Vollnarkose oder eine Spinalanästhesie möglich. Der Eingriff ist unkompliziert und dauert 15 bis 30 Minuten.

Um an die beiden Samenleiter im Hodensack heranzukommen, gibt es zwei Verfahren: Bei der klassischen Vasektomie werden die beiden Samenleiter durch zwei kleine Schnitte in die Hodensackhaut freigelegt (selten nur durch einen Schnitt an der mittigen Hodensacknaht). Bei der sogenannten „Non-Scalpel-Vasektomie“ wird die Hodensackhaut nur angeritzt und ein wenig gespreizt.

Die beiden Samenleiter werden durchtrennt und meist um 1 bis 2 cm gekürzt. Anschließend werden die Enden durch Abbinden, Veröden oder mit Titanclips verschlossen. Meist verlegen die Operateurinnen und Operateure die Enden in verschiedenen Gewebeschichten des Hodensacks, damit sie nicht wieder zusammenwachsen können – was jedoch selten passiert. Zuletzt wird die Hodensackhaut mit sich später selbst auflösenden Fäden wieder vernäht oder die gespreizte Hautstelle mit einem Pflaster versehen.

Im Hinblick auf die Verhütungssicherheit hat sich bisher keine Methode als besser herausgestellt – auch technisch sind beide gleichwertig.

Die Sterilisation des Mannes

Links und rechts werden an der Hodensackhaut kleine Schnitte gesetzt oder die Hodensackhaut wird angeritzt und gespreizt, um die beiden Samenleiter freizulegen.

Die beiden Samenleiter werden durchtrennt oder abgeklemmt.

Die ersten Tage nach der Vasektomie

Zur Erholung nach dem Eingriff reichen in der Regel ein paar Tage körperlicher Schonung und sexueller Enthaltsamkeit aus.

Schmerzen im Bereich der Hoden klingen normalerweise bald ab. In den ersten beiden Tagen können Schmerzmittel hilfreich sein sowie kühlende Auflagen, die aber zwischendurch immer wieder entfernt werden sollten. Hilfreich gegen Wundschmerzen können auch ein Baumwoll-Hodenschutz oder einfach eine enge Unterhose sein, damit die Hoden von ihrem Eigengewicht entlastet werden. Mit Sport sollten Sie möglichst etwas länger aussetzen.

In den Tagen nach der Operation kommt es bei einem bis zwei von hundert Männern zu Blutergüssen, Druckgefühlen in den Hoden, Wundinfektionen oder einer Entzündung der Nebenhoden (Epididymis). Mit entsprechender Behandlung bilden sich diese Beschwerden im Allgemeinen bald wieder zurück.

Hormone, Erektion und Ejakulation nach der Vasektomie

Die Vasektomie hat keine Auswirkungen auf die Produktion von Hormonen und Spermien in den Hoden. Sie wirkt sich auch nicht auf die Produktion der Samenflüssigkeit aus. Da die Samenleiter durchtrennt sind, gelangen aber keine Spermien mehr ins Ejakulat. Sie werden unbemerkt vom Lymphsystem des Körpers abgebaut. Weil die Spermien nur wenige % des Samenergusses ausmachen, fällt die etwas geringere Menge nach der Vasektomie nicht auf.

Auch auf die Fähigkeit, Lust zu empfinden, eine Erektion zu haben und einen Orgasmus zu erleben, hat die Vasektomie keinen Einfluss.

Eine Vasektomie (Sterilisation) ist nicht zu verwechseln mit einer Kastration, bei der die Hoden operativ entfernt werden oder ihre Funktion hormonell unterbunden wird.

Wie sicher verhütet die Vasektomie?

Die Vasektomie ist die deutlich sicherste Verhütungsmethode für den Mann. Statistisch wird etwa eine von 2000 Partnerinnen sterilisierter Männer schwanger, unabhängig von der Operationsmethode. Bis Sie sicher zeugungsunfähig sind, kann es aber mehrere Monate dauern, weil sich nach der Vasektomie in den oberen Abschnitten der Samenleiter zunächst noch viele Spermien befinden.

Um zu prüfen, ob sich noch befruchtungsfähige Spermien im Ejakulat finden, sollte die Samenflüssigkeit nach dem Eingriff am besten mehrfach untersucht werden. Die erste Nachkontrolle der Samenflüssigkeit wird nach 20 Samenergüssen oder zwei bis drei Monaten empfohlen. Finden sich noch bewegungsfähige Spermien, empfiehlt sich eine zweite Nachkontrolle einige Wochen später. Erst wenn keine Spermien mehr zu finden sind, können Sie auf weitere Verhütungsmittel verzichten.

Es kann passieren, dass die durchtrennten Samenleiter in den ersten Monaten nach der Vasektomie von selbst wieder zusammenwachsen (Rekanalisierung). Wie häufig es dazu kommt, lässt sich nicht verlässlich ermitteln, weil nicht jede Rekanalisierung zu einer Schwangerschaft führt und dadurch bemerkt wird. Es wird geschätzt, dass dies bei weniger als einer von 2000 Vasektomien vorkommt.

In einem solchen Fall kann überlegt werden, die Operation zu wiederholen.

Mögliche Komplikationen

Komplikationen nach einer Vasektomie sind selten und hängen auch von der Erfahrung der Operateurin oder des Operateurs ab. Es empfiehlt sich deshalb, die Operation in einer Praxis oder Klinik vornehmen zu lassen, die regelmäßig Vasektomien durchführt oder sich sogar darauf spezialisiert hat.

Einige Monate nach dem Eingriff oder auch noch später können sich hinter den Nebenhoden bis zur Unterbindungsstelle kleine knotenartige Einschlüsse von Samenzellen bilden (Sperma-Granulome). Sie entstehen, weil weiter Samenzellen produziert und bis zur Unterbindungsstelle transportiert werden. Normalerweise bleiben sie unbemerkt, in Einzelfällen können aber Nerven einwachsen oder sich Narben bilden, was zu Schmerzen führen kann.

Chronische Schmerzen nach einer Vasektomie

Manchmal kann es nach einer Vasektomie zu anhaltenden Schmerzen im Bereich der Hoden kommen, die sich bei sexueller Aktivität verstärken und die Lebensqualität erheblich einschränken können. Wie häufig dieses sogenannte Post-Vasektomie-Schmerzsyndrom auftritt, lässt sich schwer sagen. Schätzungen aus den USA gehen von 1 bis 2 von 100 vasektomierten Männern aus. Zahlen aus Deutschland stehen nicht zur Verfügung; erfahrene Operateurinnen und Operateure berichten aber von deutlich weniger Betroffenen.

Die Ursachen der Schmerzen sind bisher nicht genau geklärt. Unter Umständen kann eine erneute Operation durchgeführt werden, bei der die Vasektomie rückgängig gemacht wird oder die Samenstrangnerven unterbrochen werden.

Vasektomie – ja oder nein?

Da die Sterilisation zu dauerhafter Zeugungsunfähigkeit führt, sollte der Schritt gut überlegt sein und erst dann getan werden, wenn Sie sich sicher sind, dass Sie keine Kinder (mehr) bekommen wollen. Wenn Sie eine Partnerin haben, ist es wichtig, dass Sie die Entscheidung miteinander besprechen und beide ihre Wünsche und Bedenken äußern können.

Was im Moment gilt, kann sich unter anderen Lebensumständen ändern. So kommt es beispielsweise vor, dass mit einer neuen Partnerschaft auch der Wunsch nach einem (weiteren) Kind entsteht.

Das Risiko, die Sterilisation später zu bereuen, ist umso größer, je früher im Leben der Eingriff vorgenommen wird. Auch in schwierigen Lebenssituationen ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und nicht übereilt zu handeln: zum Beispiel nach einer Trennung oder Scheidung, nach einem Schwangerschaftsabbruch oder aufgrund einer ungewollten Vaterschaft.

Grundsätzlich sollte sich niemand zu einer Sterilisation drängen lassen, auch nicht von der Partnerin. Letztlich muss jeder Mann selbst entscheiden, ob dieser Schritt der richtige ist.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) gibt es Gründe, die gegen eine Vasektomie sprechen können, etwa wenn der Mann noch nicht 30 Jahre alt ist, wenn er keine Kinder hat oder chronische Schmerzen im Bereich der Hoden oder eine schwere Allgemeinerkrankung vorliegen. Auch sollte der Entschluss nicht in einer seelischen Krise getroffen werden.

Mikrochirurgische Verfahren machen es im Prinzip möglich, durchtrennte Samenleiter wieder miteinander zu verbinden (Refertilisierung). Das bedeutet jedoch nicht in jedem Fall, dass der Mann dann wieder fruchtbar ist. Die Refertilisierung ist zudem eine vergleichsweise aufwändige und teure Operation. Es empfiehlt sich, sich an eine darauf spezialisierte Einrichtung zu wenden. Weitere Informationen finden Sie im Text „Refertilisierung des Mannes“.

Es ist möglich, vor einer Vasektomie eine oder mehrere Spermienproben (kostenpflichtig) einfrieren zu lassen (Kryokonservierung). Das Verfahren wird jedoch meist männlichen Krebspatienten mit Kinderwunsch vor einer Chemotherapie oder einer Strahlenbehandlung angeboten. Einem gesunden Mann, der vor einer Vasektomie die Kryokonservierung seines Spermas erwägt, wird allgemein geraten, zu prüfen, ob seine Entscheidung ausgereift ist.

Die Vasektomie ist ein vergleichsweise einfacher Eingriff, bei dem nur selten Komplikationen auftreten. Die Sterilisation der Frau (Tubenligatur), bei der während einer Bauchoperation die Eileiter durchtrennt werden, ist nicht nur aufwändiger und mit deutlich höheren Operationsrisiken verbunden, sondern auch teurer und etwas unsicherer. Kommt es trotz Tubenligatur zu einer Schwangerschaft, ist zudem das Risiko für eine gefährliche Eileiterschwangerschaft erhöht.

Durch eine Vasektomie kann sich das Risiko für die Entstehung eines späteren Prostatakarzinoms (Prostatakrebs) möglicherweise erhöhen. Es gibt aber aktuell keine wissenschaftlichen Hinweise, dass die Vasektomie zu einem erhöhten Risiko eines aggressiven, fortgeschrittenen oder später tödlichen Prostatakarzinoms führt.

Kosten der Vasektomie

Eine Vasektomie muss selbst bezahlt werden. In seltenen Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten, etwa wenn die Partnerin aus medizinischen Gründen nicht schwanger werden darf und dies auf anderem Wege nicht sicher ausgeschlossen werden kann. Die Vasektomie kostet je nach Praxis zwischen 400 und 750 Euro. Die wichtige Beratung vor dem Eingriff wird von den gesetzlichen Kassen bezahlt. Es empfiehlt sich, vor der Operation zu fragen, ob im Preis auch alle Kosten für die Betäubung und die notwendigen Nachkontrollen enthalten sind.

Privat versicherte Männer erkundigen sich am besten bei ihrer Krankenkasse, welche Kosten sie übernimmt.

Stand: 15.01.2024

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