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Natürliche Verhütung: Der Eisprung und die fruchtbaren Tage

Wenn bekannt ist, wann die fruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau anfangen und wann sie enden, lässt sich eine Schwangerschaft auf natürliche Weise verhüten. Voraussetzung sind ein paar wichtige Kenntnisse über die besonderen Eigenschaften von Eizellen und Spermien.

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Methoden zur Bestimmung der fruchtbaren Tage werden von Frauen und Paaren dazu genutzt, eine Schwangerschaft zu verhüten (oder sie besser zu planen). Deshalb werden sie „Natürliche Methoden der Familienplanung“ (NFP) genannt.

Paare, die auf diese Weise verhüten, müssen an den fruchtbaren Tagen entweder auf Geschlechtsverkehr verzichten oder ein zusätzliches Verhütungsmittel benutzen, zum Beispiel Kondome.

Fruchtbare und unfruchtbare Tage

Gewöhnlich kommt es in jedem Zyklus einer Frau zu einem Eisprung. Das bedeutet, eine Eizelle löst sich aus dem Eierstock und gelangt in einen der Eileiter, von wo aus sie langsam in Richtung Uterus (Gebärmutter) wandert. Nach dem Eisprung kann die Eizelle dann ungefähr 24 Stunden lang befruchtet werden. Länger nicht, denn danach löst sie sich auf.

Auch vor dem Eisprung kann ungeschützter Sex zu einer Schwangerschaft führen. Das liegt daran, dass männliche Spermien bis zu fünf Tage lang im Gebärmutterhals (Zervix) und im Uterus überleben können. Sie können dort also auf den Eisprung „warten“. Werden diese fünf Tage mit dem Tag des Eisprungs zusammengerechnet, ergibt sich eine Zeit von insgesamt sechs fruchtbaren Tagen in jedem Zyklus.

Wann genau im Zyklus einer Frau diese fruchtbaren Tage beginnen, hängt davon ab, wann sie ihren Eisprung hat, was sich in jedem Zyklus ein paar Tage verschieben kann. Natürliche Methoden der Familienplanung versuchen deshalb, den Zeitpunkt des Eisprungs möglichst genau herauszufinden.

Wann findet der Eisprung im Zyklus der Frau statt?

Für eine sichere Verhütung ist es wichtig, im Voraus zu wissen, wann der Eisprung stattfinden wird. Damit wäre dann auch bekannt, wann die insgesamt sechs fruchtbaren Tage im Zyklus beginnen und Verhütung nötig ist. Allerdings: Es ist einfacher, im Nachhinein festzustellen, dass der Eisprung bereits stattgefunden hat, als vorherzusagen, wann er stattfinden wird. Es heißt zwar häufig, der Eisprung finde „in der Mitte des Zyklus“ oder „am 14. Zyklustag“ statt. Aber so einfach ist es nicht.

Der Tag des Eisprungs hängt davon ab, wie lange die Eizelle braucht, um bis zum Eisprung zu reifen. Das ist von Frau zu Frau etwas anders und kann auch in jedem Zyklus schwanken.

Die folgenden Beispiele zeigen, wie sich der Eisprung und damit die fruchtbaren Tage je nach Zykluslänge verschieben können:

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Eisprungrechner und Co.: Kalendermethoden

Die Kalendermethode versucht, den Tag des Eisprungs im Voraus zu berechnen. Die meisten sogenannten „Eisprung-Rechner“, „Fruchtbarkeitsrechner“, „Ovulationsrechner“, „Zyklus-Apps“, „Menstruations-Apps“ oder „Kalender-Apps“ im Internet arbeiten mit der sogenannten Kalendermethode. Das Problem der Kalendermethode ist jedoch, dass sie von einem „Standard-Zyklus“ mit 28 Tagen ausgeht. Den hat aber nur etwa jede zehnte Frau. Außerdem schwankt auch bei ein- und derselben Frau die Zykluslänge. Sogar bei Frauen, die einen regelmäßigen Zyklus haben, ist der Tag des Eisprungs nicht absolut sicher: Ein Infekt, eine durchwachte Nacht, ein Kurzurlaub oder großer Stress – schon kann sich der Eisprung um ein paar Tage verschieben.

Manche Apps und Rechner ermitteln deshalb die persönliche Durchschnittslänge mehrerer Zyklen einer Frau oder beziehen den längsten und den kürzesten Zyklus der letzten Monate bei der Berechnung der fruchtbaren Tage mit ein. Das alles ändert aber nichts daran, dass im aktuellen Zyklus alles ganz anders sein kann als im letzten. Soll eine Schwangerschaft verhindert werden, ist allein auf solche Berechnungen und Apps deshalb kein Verlass.

Basaltemperatur, Zervixschleim und Festigkeit des Muttermunds: Den Eisprung mit Hilfe von Körperzeichen bestimmen

Verschiedene natürliche Methoden der Familienplanung versuchen, mit Hilfe bestimmter Körperzeichen zu erkennen, ob der Eisprung kurz bevorsteht oder gerade stattgefunden hat.

Dabei werden die folgenden Körperzeichen gemessen bzw. beobachtet und dokumentiert:

  • Die Aufwachtemperatur (Basaltemperatur): Bis zum Eisprung entspricht die Aufwachtemperatur der normalen Körpertemperatur. Nach dem Eisprung steigt sie um etwa 0,2 °C an und bleibt bis zum Einsetzen der nächsten Blutung so erhöht.
  • Die Beschaffenheit des Zervixschleims: Der Zervixschleim versperrt an den meisten Tagen des Zyklus den Eingang in die Gebärmutter, verflüssigt sich aber kurz vor dem Eisprung. Nach dem Eisprung verfestigt er sich wieder. Die Veränderungen des Zervixschleims lassen sich am Eingang der Vagina (Scheide) fühlen oder sehen.
  • Die Festigkeit des Muttermunds: Der Muttermund ist das untere Ende des Gebärmutterhalses und kann mit dem Finger in der Vagina ertastet werden. Direkt nach der Menstruation (Monatsblutung) ist er geschlossen und fühlt sich fest an (wie eine Nasenspitze). In der fruchtbaren Zeit ist er weich (wie Lippen) und leicht geöffnet. Außerdem verlagert er sich tiefer zurück in die Vagina.

Bei der sogenannten „Temperaturmethode“ wird nur die Aufwachtemperatur gemessen. Bei der „Billings-Methode“ werden allein die Veränderungen des Zervixschleims beobachtet. Die Untersuchung des Muttermundes ist eher eine ergänzende Methode. Alle drei Methoden haben jedoch gemeinsam, dass sie für sich allein genommen zur Bestimmung der fruchtbaren Tage nicht sicher genug sind. Werden sie kombiniert, lässt sich ein bevorstehender Eisprung meist gut bestimmen.

Von den Methoden zur Erkennung der fruchtbaren Tage ist die „symptothermale Methode“ die genaueste. Sie kombiniert die Messung der Aufwachtemperatur mit der Beobachtung des Zervixschleims und wertet die Daten nach einem bestimmten Regelwerk aus. Mehr Informationen dazu gibt es im Text „Die symptothermale Methode“.

Wie verlässlich verhüten die natürlichen Methoden?

Die Verhütungssicherheit der natürlichen Methoden ist sehr unterschiedlich und besonders dann eher niedrig, wenn sie einzeln genutzt werden. Es fehlen unabhängige wissenschaftliche Studien zu den verschiedenen Methoden und Apps.

Eine höhere Verlässlichkeit ist möglich, wenn mehrere Methoden miteinander kombiniert werden – wie zum Beispiel bei „Sensiplan“, eine symptothermale Methode, die gut untersucht ist.

Die Verhütungssicherheit natürlicher Methoden hängt außerdem davon ab, wie konsequent sie angewendet werden und wie erfahren die Nutzerinnen und Nutzer damit sind. Nicht zuletzt kommt es darauf an, an den fruchtbaren Tagen konsequent mit einem anderen Verhütungsmittel zu verhüten. Manche Paare, die natürliche Methoden anwenden, nutzen an allen Tagen des Zyklus zusätzlich Kondome oder ein Diaphragma, um die Verhütungssicherheit insgesamt zu erhöhen. Kondome schützen zudem vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI).

Stand: 22.02.2024