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Aufgepasst beim Verhüten mit dem Coitus interruptus

Beim Coitus interruptus („Rückzieher“, „Aufpassen“) zieht der Mann seinen Penis vor dem Samenerguss aus der Vagina heraus. So soll verhindert werden, dass Spermien in die Vagina gelangen. Weil der Rückzieher oft nicht gelingt, ist der Coitus interruptus keine empfehlenswerte Verhütungsmethode.

Was ist der Coitus interruptus?

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Coitus interruptus (CI) bedeutet „unterbrochener Geschlechtsverkehr“. Oft wird auch „Rückzieher“ oder „Aufpassen“ dazu gesagt. Die Methode basiert darauf, dass der Mann beim Geschlechtsverkehr rechtzeitig vor dem Samenerguss seinen Penis aus der Vagina (Scheide) zieht. Der Samenerguss erfolgt dann außerhalb der Vagina.

Manchmal wird der Rückzieher „im Notfall“ angewendet, weil für den Augenblick keine andere Verhütungsmethode zur Hand ist. In jedem Fall erfordert der CI eine sehr gute Körperwahrnehmung des Mannes, damit er das rechtzeitige Zurückziehen nicht verpasst. Wichtig ist außerdem, dass die Frau mit dieser Methode einverstanden ist und ebenfalls auf den rechtzeitigen Rückzieher achtet.

Das alles funktioniert nur mit sehr viel Erfahrung, absoluter Disziplin und guter Verständigung der beiden Sexpartner. Und auch dann bleibt der CI als Verhütungsmethode unsicher.

Warum ist der Rückzieher so unsicher?

Den Penis rechtzeitig aus der Vagina zu ziehen bedeutet, den Geschlechtsverkehr genau dann unterbrechen zu müssen, wenn die Erregung vielleicht am größten ist – nämlich kurz vor dem Orgasmus. Vor allem deshalb gelingt der Rückzieher oft nicht. 

Was passiert im Körper des Mannes beim Orgasmus?

  • Wenn beim Geschlechtsverkehr die sexuelle Erregung zunimmt, sammelt sich in der Prostata immer mehr Samenflüssigkeit an. Dadurch entsteht ein Reiz, der ab einem bestimmten Punkt einen Reflex auslöst, den „Point of no return“. Ab diesem Moment ist der Orgasmus nicht mehr aufzuhalten.
  • Durch den Orgasmus zieht sich die Prostata zusammen und presst die Samenflüssigkeit aus dem Penis heraus (Samenerguss).
  • Wann genau es zum Samenerguss kommt – ob schon am Anfang, während oder erst am Ende des Orgasmus – ist von Mann zu Mann verschieden und auch beim selben Mann nicht immer gleich. Deshalb schätzen Männer den richtigen Zeitpunkt für das Zurückziehen oft falsch ein.

Können Spermien in den „Lusttropfen“ zu einer Schwangerschaft führen?

Bei sexueller Erregung produzieren zwei kleine Drüsen beim Mann eine Flüssigkeit, die schon vor dem Samenerguss aus dem Penis austritt: die sogenannten Lusttropfen. Gleichzeitig sammelt sich die Samenflüssigkeit in der Prostata. Deshalb kann es passieren, dass schon vor dem Samenerguss einige Spermien in die Lusttropfen gelangen. Ob dies bei jedem Mann so ist und ob die Anzahl möglicher Spermien in den Lusttropfen für eine Schwangerschaft ausreicht, ist wissenschaftlich nicht eindeutig geklärt.

Wie sicher ist der Coitus interruptus?

Wer eine Schwangerschaft auf keinen Fall riskieren möchte, sollte den Coitus interruptus (CI) nicht anwenden, sondern sich für eine andere Verhütungsmethode entscheiden. Bei den meisten Männern bzw. Paaren kommt es beim CI zu Pannen. Bei der sogenannten Alltagsanwendung des CI werden 200 von 1000 Frauen im Laufe eines Jahres schwanger – also jede 5. Frau. 

Beim Rückzieher muss der Mann seinen Penis vollständig aus der Vagina herausziehen und sich dann am besten zur Seite drehen. So verhindert er, dass Samenflüssigkeit auf die Vulvalippen (Schamlippen) und von dort in die Vagina gelangt. Wichtig ist auch, dass keine Samenflüssigkeit an den Fingern in die Vagina kommt. 

Möchte das Paar den Sex nach dem Samenerguss fortsetzen, dürfen sich vor dem nächsten Hineingleiten in die Vagina keine Spermien mehr in der Harnröhre befinden. Am besten uriniert der Mann zwischendurch, denn damit spült er die Spermien aus seinem Penis weitgehend heraus. 

Die Verhütungssicherheit des CI hängt von vielen persönlichen Umständen ab. Vor allem nach dem Konsum von Alkohol und anderen Rauschmitteln ist kein Verlass darauf.  

Weil der rechtzeitige Rückzieher häufig nicht gelingt, ist er keine gute Verhütungsmethode. Er ist lediglich besser, als gar nicht zu verhüten.

Was ist zu tun, wenn der Coitus interruptus schiefgeht?

Schafft es der Mann nicht, seinen Penis rechtzeitig zurückzuziehen, kann die Pille danach eine unerwünschte Schwangerschaft vielleicht verhindern.

Stand: 26.02.2025

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