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Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch
Eine Schwangerschaft kann operativ oder mit Medikamenten abgebrochen werden. Ein medikamentöser Abbruch ist bis zum Ende der 9. Schwangerschaftswoche seit Beginn der letzten Menstruation (Monatsblutung) möglich. Er erstreckt sich über mehrere Tage.
Schwangerschaftsabbruch mit Medikamenten
Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch („Abtreibung“) ist bis zum Ende der 9. Schwangerschaftswoche (63. Tag) seit Beginn der letzten Monatsblutung möglich. Es werden dazu zwei Medikamente in Tablettenform eingesetzt: eines mit dem Wirkstoff Mifepriston und eines mit einem Prostaglandin.
Mifepreston verhindert die weitere Entwicklung der Schwangerschaft und erhöht die Empfindlichkeit der Gebärmutter für das später gegebene Prostaglandin.
Das Prostaglandin löst Kontraktionen der Gebärmutter aus und führt dazu, dass die Gebärmutterschleimhaut und der Embryo abbluten (Abbruchblutung). Die Schwangerschaft besteht dann nicht mehr.
Die erforderlichen Medikamente werden in der Praxis ausgehändigt. Sie können nicht selbst gekauft werden.
Mifepriston sollte nicht verwechselt werden mit der Pille danach, die nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindern kann. Anders als Mifepriston beendet die Pille danach keine bereits bestehende Schwangerschaft.
Wo kann ich einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen?
Der Schwangerschaftsabbruch findet in der Regel ambulant in einer Klinik oder Arztpraxis statt. Hier finden Sie eine Liste von Ärztinnen und Ärzten, Kliniken und weiteren Einrichtungen, die Schwangerschaftsabbrüche (medikamentös oder operativ) durchführen.
Wie läuft der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ab?
Beim medikamentösen Abbruch sind einschließlich einer Nachuntersuchung 1 bis 3 Arztbesuche innerhalb von etwa 14 Tagen notwendig.
Der Abbruch verläuft in der Regel in 3 Schritten:
Voruntersuchung und Einnahme des ersten Medikaments (Wirkstoff Mifepriston)
Vereinbaren Sie einen Termin zur Beratung und Voruntersuchung. Bringen Sie dafür folgende Unterlagen mit:
- Den Beratungsschein (muss mindestens 3 Tage alt sein) oder die Bescheinigung über eine medizinische oder kriminologische Indikation
- Die Versichertenkarte
- Möglicherweise einen Blutgruppennachweis
- Falls Sie Anspruch auf finanzielle Hilfe haben: eine Bescheinigung der Kostenübernahme
Mit einer Ultraschall-Untersuchung wird das Schwangerschaftsalter geprüft und abgeklärt, ob medizinisch etwas gegen die Einnahme der Medikamente spricht. Außerdem werden Sie über den genauen Ablauf des Abbruchs und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente informiert.
Voruntersuchung und Beginn des Eingriff können auch an einem Tag stattfinden. In diesem Fall ist ein Blutgruppennachweis erforderlich. Oft liegen aber einige Tage dazwischen.
Am Tag des Eingriffs nehmen Sie unter ärztlicher Aufsicht die Tablette mit dem Wirkstoff Mifepriston ein. Anschließend können Sie nach Hause gehen.
In den meisten Fällen bemerken Frauen in den nächsten 1 bis 2 Tagen keine starke Veränderung. Selten treten Kopfschmerzen, Krämpfe oder Übelkeit auf, in der Regel können Sie Ihrem normalen Alltag nachgehen. Bei vielen Frauen beginnt nach etwa 24 Stunden eine Blutung ähnlich der normalen Monatsblutung. Bei einem kleinen Teil (etwa 3 %) der Frauen setzt bereits eine starke Blutung ein. Den nächsten Termin zur Einnahme des zweiten Medikaments sollten Sie in jedem Fall wahrnehmen.
Einnahme des zweiten Medikaments (Wirkstoff Prostaglandin)
36 bis 48 Stunden nach der Einnahme des ersten Medikaments wird das zweite Medikament eingenommen. Wenn Sie entscheiden, es zu Hause nehmen, bekommen Sie ausführliche Informationen dazu, ein Rezept für Schmerzmittel und Mittel gegen Übelkeit sowie eine Telefonnummer, über die Sie sich bei Fragen und Problemen melden können.
Nehmen Sie das Prostaglandin in der Klinik oder Praxis ein, werden Sie dort noch etwa 3 Stunden betreut und können dann, wenn es Ihnen gut geht, nach Hause gehen.
Das Prostaglandin führt dazu, dass die Gebärmutterschleimhaut mit dem Embryo abblutet. Sie haben dann eine Blutung, die stärker ist als Ihre Monatsblutung und bei der auch kleine Blutklumpen und Stücke der Gebärmutterschleimhaut abgehen. Ab der 8. Schwangerschaftswoche kann es sein, dass Sie einen kleinen Embryo erkennen.
Ist drei Stunden nach der Prostaglandin-Einnahme noch keine Blutung eingetreten, können Sie noch einmal Prostaglandin anwenden. In einigen Fällen tritt die Blutung erst innerhalb der nächsten 24 Stunden ein.
In jedem Fall erhalten Sie Informationen, wie Sie sich in den nächsten Tagen verhalten sollten, außerdem eine Telefonnummer, an die Sie sich bei Fragen wenden können.
Krankschreibung möglich
Sie können sich nach dem Abbruch krankschreiben lassen. Auf der Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung für den Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin wird der Grund für die Arbeitsunfähigkeit nicht angegeben.
Nachuntersuchung
In etwa 95 % der Fälle ist der Schwangerschaftsabbruch mit Medikamenten sofort erfolgreich. Eine Nachuntersuchung innerhalb von 1 bis 2 Wochen ist aber unerlässlich, damit sichergestellt ist, dass die Schwangerschaft vollständig beendet ist. Dies wird durch eine Ultraschall- oder Blutuntersuchung kontrolliert.
Wenn die Schwangerschaft fortbesteht oder sich noch Gewebereste in der Gebärmutterhöhle befinden, kann eine erneute Medikamentengabe oder ein operativer Eingriff nötig werden. Treten keine Komplikationen wie Fieber oder eine sehr starke Blutung auf, kann auch – unter ärztlicher Kontrolle – abgewartet werden, ob das Gewebe noch abblutet oder vom Körper aufgelöst wird.
Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch zu Hause?
Es auch möglich, einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch zu Hause durchzuführen, mit ärztlicher Begleitung per Videochat und Telefon. Dabei gelten dieselben gesetzlichen Regelungen wie für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch in einer medizinischen Einrichtung. Die nötigen Unterlagen (Beratungsschein, Gesundheitskarte etc.) sowie die Medikamente werden dann per Post verschickt.
Was nach einem medikamentösen Abbruch zu beachten ist
Nach dem Abbruch halten die Blutungen durchschnittlich 12 Tage an. Leichte Blutungen (umgangssprachlich „Schmierblutungen“) können aber auch bis zu vier Wochen anhalten, selten länger. Die Blutungen sind in den ersten Stunden oft stärker als eine normale Monatsblutung und werden dann von Tag zu Tag weniger.
In den Tagen nach dem Abbruch stellt sich der Körper hormonell um, wodurch sich Brüste und Unterleib vielleicht anders anfühlen. Frauen können jetzt sehr unterschiedliche Gefühle erleben. Am häufigsten sind Erleichterung und eine Phase von Trauer.
Es kann hilfreich sein, sich für die ersten Tage praktische und seelische Unterstützung zu organisieren. Sie sollten sich etwas schonen und bei Bedarf krankschreiben lassen.
Wichtige Hinweise zu den Wirkstoffen Mifepriston und Prostaglandin
Falls Sie andere Medikamente einnehmen, müssen mögliche Wechselwirkungen bedacht werden. Deshalb ist es wichtig, dies der Ärztin oder dem Arzt vorab mitzuteilen.
In bestimmten Fällen dürfen Mifepriston oder Prostaglandine nicht eingenommen werden. Dies gilt für
- chronisches Nierenversagen,
- angeborene Porphyrie,
- schweres, durch Medikamente nicht kontrolliertes Asthma,
- bekannte Allergie gegen Mifepriston, das Prostaglandin oder einen anderen Bestandteil der Tabletten,
- Blutgerinnungsstörung; aktuelle Behandlung mit blutverdünnenden Medikamenten wie Marcumar oder Heparin,
- eine liegende Spirale, die vorher entfernt werden muss.
Komplikationen sind selten
Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch ist eine sehr sichere Methode. Dafür ist weder eine Operation noch eine Narkose nötig. Zudem kann er bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft durchgeführt werden.
Im Unterschied zum operativen Abbruch erstreckt sich der medikamentöse Abbruch über mehrere Tage und wird möglicherweise dadurch in allen Phasen bewusster erlebt. Das kann Frauen die emotionale Verarbeitung des Abbruchs erleichtern, für andere ist dies vielleicht zusätzlich belastend.
Ein komplikationsloser medikamentöser Schwangerschaftsabbruch hat nach aktuellem Stand der Wissenschaft keine Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und spätere Schwangerschaften.
Die Verhütung nicht vergessen
Mit dem Abbruch beginnt ein neuer Menstruationszyklus. Deshalb können Sie sofort wieder schwanger werden. Sie können sich vor dem Abbruch beraten lassen, welche Verhütungsmethode für Sie am besten geeignet ist.
American College of Obstetricians and Gynecologists. (2015). Frequently asked questions: Induced Abortion.
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